Hagen/Witten. Zeitarbeit – da denkt man nicht unbedingt an die Integration von Menschen mit Handicap oder die Ausbildung von jungen Leuten mit Startschwierigkeiten. Doch genau das gehört mit zu den Aufgaben von Julia Hinterthan von der Zeitarbeitsfirma Start NRW: „Wir kümmern uns auch um die Menschen, die es nicht so leicht haben, auf direktem Weg einen Arbeitsplatz zu finden.“
Das Ziel ist eine langfristige Übernahme der Beschäftigten – das klappt bei jedem zweiten
Die Wirtschaftspsychologin leitet die Hagener Niederlassung des Personaldienstleisters. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein klassisches Zeitarbeitsunternehmen. Gesellschafter sind unter anderem das Land NRW, die nordrhein-westfälischen Arbeitgeberverbände, der Deutsche Gewerkschaftsbund und kommunale Spitzenverbände. „Unser Ziel ist eine langfristige Übernahme der Beschäftigten“, sagt Julia Hinterthan. Das gelingt in gut der Hälfte der Fälle.
Bei Suran Umakanthan hat es geklappt. Der 27-Jährige kam nach einer abgebrochenen Einzelhandelsausbildung und einem Zwischenstopp bei Opel als ungelernte Kraft zum Wittener Spezialstahlhersteller Friedr. Lohmann, seit fast 20 Jahren Start-Kunde.
„Wir setzen auf Zeitarbeiter, wenn etwa Mitarbeiter kurzfristig ausfallen und um flexibel auf Auftragsschwankungen zu reagieren“, sagt Personalleiter Constantin Broska. Deren Anteil an der Belegschaft liegt bei 3 Prozent, etliche der 350 Mitarbeiter sind auf diesem Weg ins Unternehmen gekommen. Wie eben Umakanthan, der seit ein paar Monaten einen festen Job im Walzwerk der Firma hat, unter anderem als Gabelstaplerfahrer.
Sein Sprungbrett Start hatte ihn zuvor in verschiedenen Abteilungen des Stahlproduzenten geschult. Und alle wollten ihn behalten, erinnert sich der kräftige Mann.
Um die Vermittlungschancen zu erhöhen, sucht Start nach passenden Qualifizierungsmaßnahmen, und das mitunter für manche schon am Anfang der Karriere: Jugendliche, die mit ihrer Bewerbung spät dran sind, aus schwierigen Verhältnissen kommen, die gemerkt haben, dass das gewählte Studium nicht passt oder einfach Pech hatten, können profitieren. Zehn Azubis betreut das Hagener Team zurzeit. „Wir schließen mit den Azubis einen Vertrag ab und übernehmen die Verwaltung“, so Hinterthan. Das ermöglicht eine Ausbildung auch in Firmen, die sonst aus finanziellen oder organisatorischen Gründen darauf verzichtet hätten. „Wir sorgen auch schon mal für Nachhilfe, sind für beide Seiten da.“
Bei der Vermittlung helfen die engen Kontakte zu den Firmen in der Region. „Auch bei den Bewerbern haben wir einen guten Ruf“, meint Hinterthan. So wie Umakanthan kommen viele durch einen Tipp aus dem Bekanntenkreis zu Start.
Im Internet:start-nrw.de