Nürnberg. Die Schwächsten auf unserem Arbeitsmarkt sind sehr viel weniger geworden. Warum das so kam – und was solchen Menschen besonders helfen kann: Darüber sprach AKTIV mit Ökonomin Regina Konle-Seidl vom IAB, dem Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.

Sie haben die Statistiken erstmals auf „chronisch Arbeitslose“ abgeklopft. Worum geht es da genau?

Langzeitarbeitslos ist, wer zwölf Monate keine Arbeit hat. Diese übliche Messung unterschätzt etwas die Zahl derer, die große Probleme haben, dauerhaft Fuß zu fassen. Denn sie fallen aus der Statistik, wenn sie an einer Maßnahme teilnehmen oder vorübergehend beschäftigt sind. Unser Konzept ist realistischer: Wir zählen alle mit, die in einem Zeitraum von zwei Kalenderjahren nicht regelmäßig ungefördert gearbeitet haben, obwohl sie es wollen.

Was heißt das in Zahlen?

2005 gab es 2,4 Millionen chronisch Arbeitslose – 2015 nur noch 1,2 Millionen. Das ist ein sehr auffallender Rückgang, dieses Ausmaß hat uns selbst erstaunt.

Die Hartz-Reformen dürften dazu beigetragen haben.

Ja. Und natürlich die anhaltend gute Konjunktur. Wir erwarten, dass die Zahl der Betroffenen 2016 und 2017 weiter gesunken ist; Daten dazu haben wir noch nicht.

Welche Hilfen bringen nach Ihrer Datenlage chronisch Arbeitslose wirklich voran?

Relativ gute Wirkung zeigen zum einen Lohnkostenzuschüsse an den Arbeitgeber, mit denen die geringe Produktivität nach der Einstellung befristet ausgeglichen wird. Und zum anderen die berufliche Weiterbildung. Aber es gibt eben auch Personen, die von den bisherigen Maßnahmen nicht erreicht werden können.

Was könnte denen helfen?

Ein „sozialer Arbeitsmarkt“, also dauerhaft subventionierte Jobs auch in privaten Unternehmen. Das wäre allerdings sehr teuer. Die Frage ist eben: Was ist es dem Sozialstaat wert, diese Leute nicht dauerhaft aufs Abstellgleis zu schicken?