Lotte. Zwei Azubis und ihr Ausbilder spielen im Mini-Sandkasten. Sie lassen einen Roboter herumfahren und Billardkugeln einsammeln. Seit Wochen schon. Ihr Betrieb, die zur Honeywell-Gruppe gehörende Firma Elster in Lotte (NRW), unterstützt das nach Kräften. Denn die angehenden Mechatroniker Christoph Berling und Max Bosse dürfen Deutschland in der Disziplin „mobile Robotik“ vertreten – bei der WM der Berufe in Abu Dhabi.
„Mobile Robotik – das ist die Königsdisziplin für Mechatroniker“
Das kniehohe Metallfahrzeug surrt, scannt ein Piktogramm ein, umrundet auf seinen Ketten Hindernisse, holt eine bestimmte Kugel, legt sie schließlich unter das Piktogramm.
Hört sich harmlos an, ist aber nicht ohne: Die beiden Azubis haben das Fahrzeug gebaut und programmiert!
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„Aufgabe ist es, Kinder von einem umzäunten Spielplatz abzuholen“, erzählen sie. Natürlich nicht in echt: Die Kugeln symbolisieren die Kinder, die Piktogramme die Eltern, der Roboter muss sie zuordnen. Bosse (20) steuert das per Joystick. Er sieht dabei nur, was die Kamera im Roboter filmt. „Mobile Robotik ist die Königsdisziplin für Mechatroniker“, sagt Meister Sören Haak: „Mechanik, Elektrotechnik, Programmieren – alles drin.“
Haak leitet hier die Ausbildung in Elektrotechnik. Der Betrieb stellt Gaszähler sowie Sicherheitsarmaturen und Steuerungskomponenten für Heizungsanlagen in Industrie und Haushalt her. Und Haak betont: „Der Wettbewerb ist ein tolles Aushängeschild für unsere Ausbildung.“
Daher hat sich die ganze Ausbildungswerkstatt ins Zeug gelegt. Metallteile wurden gefräst und gebohrt, Halterungen selbst entworfen und per 3-D-Drucker gefertigt. Die kaufmännischen Azubis halfen, Teile aus dem Ausland zu besorgen, Zollformalitäten zu erledigen und den Roboter nach Abu Dhabi zu verschiffen.
Nur zehn Minuten hat das Duo Zeit – das ist „extrem sportlich“
Berling (20) ist im Vorjahr Europameister geworden, zusammen mit seinem Kollegen Steffen Ellerbrake. „Er hat bereits einmal an der WM teilgenommen und darf daher nicht mehr antreten“, sagt er, „aber Max lernt schnell.“
Berling und Bosse ergänzen sich gut: Der eine hat es mehr mit Mechanik, der andere hat Programmiertricks drauf. Bei der WM haben sie nur zehn Minuten, um ihr Können zu zeigen: „Extrem sportlich“, so Bosse.
Junge Leute aus 25 Nationen treten bei diesem „Skill“ an, die Aufgabe ist für alle gleich. Die Konkurrenz ist stark, bei der Robotik haben traditionell Asiaten die Nase vorn.
Die deutsche Mannschaft wird gecoacht, lernt etwa, wie man in Stresssituationen ruhig bleibt. „Das kann ich jetzt schon anwenden, wenn Dinge mal nicht funktionieren und ich an die Decke springen will“, sagt Bosse. Wobei es ja vor allem Spaß macht: „Überstunden sind kein Problem“, so die Jungs. Der aufgeschobene Urlaub auch nicht. Sie finden es einfach toll, an so einem Ereignis teilnehmen zu dürfen.
Ausbilder Haak fliegt natürlich mit. Aber er darf dann nur noch zugucken, wenn es ernst wird – in der Sandkiste.
In Abu Dhabi treten 42 junge Deutsche an

- Die Weltmeisterschaft der Berufe „WorldSkills“ findet alle zwei Jahre statt. Dieses Mal in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate.
- Vom 14. bis zum 19. Oktober messen mehr als 1.200 Teilnehmer aus 77 Staaten beziehungsweise Regionen ihr Können in 51 „Skills“ aus Industrie, Handwerk und Dienstleistungen. Die Teilnehmer dürfen höchstens 22 Jahre alt sein.
- Für Deutschland treten jetzt 42 junge Leute in 37 Einzel- oder Teamwettbewerben an.