Berlin. Steigende Mieten, explodierende Kaufpreise: Der Immobilienmarkt treibt Wohnungssuchende zur Verzweiflung, vor allem in Ballungsräumen. 1,5 Millionen Wohnungen, das hat sich die GroKo vorgenommen, sollen deshalb bis 2021 in ganz Deutschland neu gebaut werden. Das entspräche mit 375.000 Einheiten im Jahr dem tatsächlichen Bedarf.

Baukindergeld soll Familien helfen

Vergangenes Jahr jedoch wurden gerade mal 300.000 Wohnungen fertig. Seit 2009 waren es mehr als eine Million zu wenig. Das ist ein Grund für den rasanten Preisanstieg. In Großstädten mit mehr als 300.000 Einwohnern kostete 2016 ein gebrauchtes Einfamilienhaus im Schnitt 560.000 Euro, so das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. 42 Prozent mehr in nur fünf Jahren!

Die angehende Regierungskoalition will Mietern und Käufern unter die Arme greifen. Ein Baukindergeld etwa soll es Familien aus der Mittelschicht ermöglichen, trotz der hohen Preise Wohneigentum zu erwerben. Der Staat fördert über zehn Jahre mit insgesamt 12.000 Euro je Kind.

„Das ist sehr teuer und bringt wenig“, kritisiert Michael Voigtländer, Immobilien-Experte im Institut der deutschen Wirtschaft (IW), die geplante Förderung. Sie werde die Preise weiter treiben und helfe zudem auch vielen, die ohnehin das Geld zum Bauen hätten. Auch die meisten übrigen Vorhaben der Koalition ändern aus Sicht des Ökonomen wenig an einer zentralen Ursache für Wohnungsmangel und hohe Preise: „Es gibt zu wenig Bauland.“ Ein Grund: Viele freie Flächen werden nicht bebaut, weil deren Eigentümer lieber auf weitere Wertsteigerungen spekulieren.

Deshalb plant die GroKo eine neue „Grundsteuer C“. Sie soll auf ungenutztes Bauland erhoben werden. Für Voigtländer ist das „ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung“.

Entscheidend sei jedoch, mehr neues Bauland auszuweisen. Das allerdings wäre Sache der Kommunen. Und die wollen ihre freien Flächen häufig lieber behalten oder scheuen Investitionen in zusätzliche Infrastruktur. Der IW-Experte ist daher skeptisch: „1,5 Millionen Wohnungen bis 2021 sind zu optimistisch.“