Hagen/Iserlohn. Özgür Gökce ist seit Anfang August neuer Geschäftsführer des Märkischen Arbeitgeberverbands (MAV). Der 43-Jährige war zuvor bei der ESO Education Group, einem der größten Bildungsträger bundesweit, tätig, als Geschäftsführer für den Raum Südwestfalen/Ruhrgebiet. Im Interview mit Märkisch aktiv äußert er sich zu seiner neuen Aufgabe.
Herzlich willkommen! Wie groß ist die Veränderung durch Ihre neue Aufgabe?
Ich bin überwältigt von den vielen Glückwünschen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Das zeigt mir, dass der MAV eine besondere Stellung in der Region einnimmt. Selbstverständlich ist die Veränderung groß, weil ich Respekt vor der Leistung unserer Mitgliedsunternehmen und der Verantwortung meiner Position habe. Gleichzeitig kann ich meine Kompetenzen im Interesse aller einbringen, insbesondere meine Erfahrungen mit dem Übergang von der Schule zum Beruf, in der Aus-und Weiterbildung sowie mit dualen Studiengängen. Ich verfüge bereits über funktionierende Netzwerke in der Region.
Wie erleben Sie den MAV?
Als modernen Dienstleister mit attraktiven Angeboten für Unternehmen. Ob Recht, Arbeitsorganisation, Öffentlichkeitsarbeit oder Bildung: Mit diesem Portfolio können wir die Mitglieder in einer schneller werdenden Arbeitswelt optimal beraten und unterstützen. Auch vertreten wir ihre Interessen in regionalen und überregionalen Arbeitskreisen, Gremien der sozialen Selbstverwaltung und anderen Netzwerken. Die Förderung von gesellschaftlichen und kulturellen Aktivitäten in der Region ist ebenso wichtig.
Was sind die Stärken des Verbandsgebietes?
Südwestfalen zählt zu den wichtigsten Industrieregionen Deutschlands. Das verdanken wir unseren zahlreichen mittelständischen, oft familiengeführten Unternehmen. Unser Verbandsgebiet reicht von Plettenberg, Balve und Menden bis nach Witten, Sprockhövel und Schwelm. Um dieses große Gebiet optimal zu betreuen, hat sich der MAV mit seinen Geschäftsstellen in Iserlohn und Hagen gut positioniert.
Was sind Ihre Ziele für die Industrie der Region?
Unsere Mitglieder stehen vor großen Herausforderungen, wie Fachkräftemangel, demografischem Wandel und neuem Arbeitswelten. Der MAV muss neben der Tarif-, Rechts- und Betriebsberatung Rahmenbedingungen schaffen, damit die Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben. Stichwort ,,War of Talents‘‘: Wie schaffen wir es, junge Menschen für die Metall- und Elektro-Branche zu begeistern, sie in der Region zu halten und Nachwuchskräfte von außerhalb anzuziehen?
Wie kann das gelingen?
Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe! Der Verband engagiert sich in regionalen Netzwerken, in Schulen und auf Ausbildungsmessen. Wir müssen die Berufe unserer Branche mit ihren tollen Verdienstmöglichkeiten und Aufstiegschancen attraktiv darstellen. Wir sprechen junge Leute auf ihren Kommunikationskanälen an – wie Instagram, Facebook oder Whatsapp. Außerdem sollten wir versteckte Potenziale bei Bestandsmitarbeitern ausschöpfen. Und Studienabbrechern oder Branchenwechslern eine Chance geben. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz kann sich als ein weiterer Baustein gegen den Fachkräftemangel erweisen, je nachdem, welche Auflagen für eine Einreise gemacht werden.
Junge Leute achten auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Ja, eine familienfreundliche Infrastruktur, wie Kitas und Schulen, ist enorm wichtig. Aber auch eine gute Verkehrsinfrastruktur, Freizeitmöglichkeiten, Kultur und bezahlbarer Wohnraum helfen, Fach-und Nachwuchskräfte in unsere Region zu locken. Und nicht zu vergessen: ein flächendeckendes Breitband-Telekommunikationsnetz. Um da voranzukommen, führen wir den Dialog mit Politik und Verwaltung.
Wie sehen Sie die konjunkturelle Zukunft für die M+E-Branche?
Brexit, Handelskonflikte, Dieselskandal, E-Mobilität – all das führt in der Wirtschaft zu Unsicherheiten. Seit Jahresbeginn befinden wir uns in einem konjunkturellen Abwärtstrend. Die Kurzarbeit, 2009 und 2010 als arbeitsmarktpolitisches Instrument bewährt, wird wieder zu einem Thema. Die Unternehmen müssen reagieren – und wir als Verband werden sie engmaschig begleiten. Ich bin überzeugt, dass unsere Mitglieder auch diese stürmische Zeit durch Flexibilität, Innovationskraft und verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln meistern werden.