Zu dramatischen Formulierungen neigt die Bundeskanzlerin sonst eher nicht. Jetzt aber spricht sie von einer Naturkatastrophe: Die Corona-Pandemie sei die größte Bewährungsprobe seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Kein Vergleich also zu allen anderen historischen Krisen der zurückliegenden 75 Jahre in Deutschland.
Der eindringliche Appell Merkels, sich an die Regeln des derzeitigen Teil-Lockdowns zu halten, erfolgt in einer ambivalenten Phase. Die Fallzahlen sind alarmierend hoch, da muss also gegengesteuert werden – gar keine Frage. Andererseits drohen Existenzen vernichtet zu werden durch die Einschränkungen, vor allem in Gastronomie und Handel. Umso wichtiger ist es, die Wirtschaft insgesamt am Laufen zu halten. Und damit das ganze Land.
Für die Politik heißt das: In Schulen und Kitas so lange wie möglich Normalbetrieb, weil Eltern nicht zu einem Millionenheer von Hilfslehrern werden können. Die Grenzen offen halten, weil unsere Unternehmen stabile Lieferketten brauchen. Vor allem aber muss unsere Gesellschaft einen Diskurs über die Konsequenzen der Einschränkungen führen: Welchen Preis zahlen wir alle für die Maßnahmen, mit denen Risiken verringert werden? Da müssen wir alle ehrlich miteinander sein.
Und wie hält jede, jeder Einzelne das Land am Laufen? Weiter so diszipliniert wie bisher die Hygieneregeln befolgen – im Betrieb, in öffentlichen Verkehrsmitteln und bitte auch im Privatleben. Auch wenn es nervt.