Grundsätzlich gilt: Tiere im Garten sollte man nicht als Gegner betrachten, die einem Ernte und Blumenbeet streitig machen wollen. Im Gegenteil, die allermeisten tierischen Mitbewohner helfen der Natur. „Sie nehmen sich nur einen kleinen Teil und wir erhalten dafür reichlich Gegenwert“, weiß Tommy Brumm, Präsident des sächsischen Landesverbands der Kleingärtner.

Es gibt allerdings auch Eindringlinge, mit denen kein Auskommen ist. Wildschweine und Rehe, Waschbären oder Wildkaninchen und Hasen beispielsweise haben rasch den ganzen Garten verwüstet. Das Problem: „Ihre Populationen wachsen, sie drängen in bislang unerschlossene Lebensräume vor“, weiß Brumm. Und Kleingärten bieten viel Nahrung.

Aber: Finger weg von radikalen Maßnahmen! „Grundsätzlich ist es gemäß Tierschutzgesetz verboten, Wirbeltiere ohne vernünftigen Grund zu töten. Das kann eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe zur Folge haben“, so der Fachmann. Es gibt allerdings auch weniger drastische Alternativen, um ungebetene Gäste draußen zu halten und hilfreiche Tiere anzulocken.

Wie man Rehe, Hirsche und Wildschweine vom Garten fernhält

„Bei Hirschen und Rehen funktioniert am besten die Abwehr“, sagt Brumm. „Ein mindestens 1,50 Meter hoher Zaun schützt den Garten.“ Um zusätzlich Wildschweine effektiv abwehren zu können, lohnt es sich, den Zaun tief ins Erdreich einzulassen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Tiere, die gern im Erdreich wühlen, den Zaun untergraben und sich so Zugang zum Garten verschaffen. Dichte und dornige Hecken an der Gartengrenze wirken ebenfalls.

Auch bei der Wahl der Pflanzen im Garten kann man präventiv vorgehen. Denn Rosen, junge Triebe, Baumrinde, Blattsalate und Fette Henne mögen die Tiere besonders und sollten daher eher vermieden werden. Erfahrungsgemäß werden Gärten verschont, wenn dort ein Hund regelmäßig anwesend ist. Dessen Geruch warnt die Wildtiere: Hier ist jemand, mit dem nicht gut Kirschen essen ist.

Waschbären nicht füttern

Waschbären sind in machen Gärten ein besonders hartnäckiges Problem. Sie sind putzig anzuschauen, aber für Gärtner eine Plage. Gegen den intelligenten Räuber ist (fast) kein Kraut gewachsen. Der Allesfresser bedroht den lokalen Bestand an Vögeln, Amphibien und Reptilien. Zudem überträgt er Krankheiten wie Staupe und Tollwut, viele sind vom Spulwurm befallen, der über die Eier auch für Menschen gefährlich ist.

„Am besten ist es deshalb, Waschbären beim ersten Auftauchen im Garten sofort zu vertreiben“, sagt Brumm. „Sie dürfen sich nicht wohlfühlen, sonst werden sie ansässig.“ Seine Tipps: Nicht füttern, Mülltonnen verschließen, Schuppen und Gartenlaube dicht machen, Schornsteine mit einem Gitter gegen Eindringlinge sichern.

Bei Nagern helfen unangenehme Gerüche

Besonders Wühlmause können auf Rasen und Blumenrabatten beträchtlichen Schaden anrichten. Sie machen sich gern über Wurzelgemüse, Stauden, Kartoffeln, Obstbäume und andere Nutzpflanzen her. „Es empfiehlt sich das Anpflanzen von Holunder, Lavendel oder Wacholder als natürliches Hindernis am Gartenzaun“, rät Brumm. Deren Geruch mögen die Nager nicht.

Verwilderte Katzen sind problematisch für die Artenvielfalt

„In vielen Kleingartenanlagen leben unverhältnismäßig viele verwilderte Katzen“, sagt der Gartenfachmann. Oft sei der Bestand heute auf ein Tier pro zwei Parzellen angewachsen, also eine Katze auf 600 Quadratmetern. Diese Dichte sei sehr kritisch für die Artenvielfalt.

Außerdem begebe man sich mit ihrer Fütterung in einen Zwiespalt mit dem Gesetz. „Wer wilde Tiere regelmäßig füttert, wird zum Halter des Tieres mit allen gesetzlichen Pflichten“, betont Brumm. Diese beinhalten artgemäße Pflege, Ernährung, verhaltensgerechte Unterbringung und Kontrolle der Fortpflanzung!

Übrigens: Den Mini-Tigern kann man mit Kaffeesatz beikommen. Den bitteren Geruch mögen sie gar nicht und suchen deshalb oft das Weite.

Füchse, Baum- und Steinmarder schützen vor Mäuseplage

Den Fuchs hingegen hält der sächsische Kleingärtner-Präsident für einen willkommenen Besucher. Denn sein Hauptaugenmerk gilt Mäusen, die sich dank der meist warmen Winter und des guten Futterangebots stark vermehren. Wühlmäuse etwa benagen und fressen Wurzeln und richten so große Schäden an.

Problematisch am Fuchs sind allenfalls seine Hinterlassenschaften. Der Kot kann Eier des Fuchsbandwurms enthalten. Der ist für den Menschen tatsächlich gefährlich. Allerdings kann sich der Mensch nur mit dem Wurm infizieren, wenn er die Eier oral, also über den Mund, aufnimmt. Der Experte rät deshalb: „Den Kot nur geschützt mit Handschuhen einsammeln.“ Auch Baum- und Steinmarder sind nützlich, um die Mäuseplage in akzeptablen Grenzen zu halten.

Maulwurf: Unbeliebt, aber sehr nützlich

Wegen der unansehnlichen Erdhügel sind Maulwürfe bei Gartenbesitzern oft unbeliebt. Dabei zeigt ihr Vorkommen laut Brumm, dass „die Bodenqualität super ist“. Überdies ernährt sich das Tier von Schädlingen wie Schnecken, Schnakenlarven und Engerlingen. Fangen oder gar töten ist bei dem gesetzlich geschützten Maulwurf verboten. Am besten, man ignoriert sein Tun und nimmt die schön lockere Erde der Haufen als Anzuchterde, so der Tipp des Experten.

Wer damit partout nicht leben möchte, hat zwei legale Möglichkeiten, den geruchsempfindlichen Buddler zum Weiterziehen zu animieren. Eine übelriechende Pflanzenjauche, zum Beispiel aus Brennnesseln, ansetzen und in kleinen Mengen in seine Gänge schütten. Oder einen Pfahl in einen der Haufen schlagen und öfter mal dagegen klopfen. Nach einiger Zeit sollte das dem geräuschsensiblen Tier zu viel werden.

Der Igel als Schnecken-Schreck

Schnecken sind im Garten unbeliebt, weil sie fast alles anfressen. Als Faustregel kann man sich merken: Wer sein Haus mit sich herumträgt, wie etwa Weinbergschnecken, macht kaum Probleme. Nacktschnecken hingegen schon. Igel sind ihre größten Feinde. Sie kann man im Herbst mit einem Haufen aus Laub und Totholz als sicheren Unterschlupf für den Winter in den Garten locken. Aber selbst Igel verschmähen oft die „Spanische Nacktschnecke“. Sie ist durch ihren Schleim fast ungenießbar, allerdings äußerst vermehrungsfreudig und nicht wählerisch bei ihrer Nahrung. Sie hat eine Vorliebe für frische Triebe und junge Pflanzen.

Wer Schneckenkorn, das als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt wird und die Tiere tötet, nicht nutzen will, kann dem schleimigen Vielfraß auch auf natürliche Weise den Appetit verderben, ohne ihn zu töten. Das Umweltbundesamt etwa rät dazu, Futterpflanzen wie Salat oder Kohl mit Produkten auf der Basis von Lebermoosextrakt zu besprühen. Auch Präparate auf Knoblauchbasis sollen Schnecken auf Abstand halten. Der Nachteil an dieser Vorgehensweise: Die Präparate müssen regelmäßig aufgebracht werden, damit der Schutzschild für die Pflanzen keine Lücken bekommt.

Ringelnattern, Blindschleichen und Zauneidechsen halten Nager in Schach

Ebenfalls positiv äußert sich Experte Brumm über Ringelnattern, Blindschleichen und Zauneidechsen im Garten: Ihr Vorkommen zeuge von einer hohen natürlichen Qualität des Lebensraums. „Ringelnattern sind für Menschen ungefährlich“, weiß der Fachmann. Die bis zu einem Meter lange Schlange lebt gerne nah am Wasser, etwa einem Gartenteich, wo sie ihre Lieblingsbeute, Frösche und Kröten, findet. „Ringelnattern sind Opportunisten, sie fangen auch Mäuse und Vögel.“

Blindschleichen seien ebenfalls Freunde des Gärtners, weil sie Schnecken lieben. „Wobei sie auch Regenwürmer nicht verschmähen“, sagt Brumm. Ein Jagdrevier ganz nach dem Geschmack der Eidechsen sind Komposthaufen, die bieten ihr komplettes Nahrungsspektrum.

Regenwürmer sind hilfreiche tierische Mitgärtner

Sie gehören zu den nützlichsten Bodenbewohnern und sorgen für Humus. Ihre Nahrungsquelle sind Grünschnitt und Pflanzenreste, die sie fortwährend durchpflügen und so für Durchlüftung und Zersetzung des Pflanzenmaterials sorgen. So entsteht unter anderem Kompost. „Mit ihm kann man ideal düngen“, unterstreicht Brumm. Regenwürmer futtern täglich rund die Hälfte ihres Gewichts. Ihr Kot ist bester Pflanzendünger. Im gesunden Boden leben 120 bis zu 400 Regenwürmer pro Quadratmeter.

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Marienkäfer, Ohrwürmer und andere Blattlausvertilger

Auch viele Insekten verrichten nützliche Arbeit im Garten. Marienkäfer etwa fressen Blattläuse, die blühenden Pflanzen ziemlich zusetzen können. Schon einer dieser roten Käfer und seine komplette Nachkommenschaft vertilgen über den Sommer etwa 100.000 Blattläuse!

Ohrwürmer lassen sich ebenfalls Blattläuse sowie weitere Pflanzenschädlinge und ihre Gelege schmecken. „Auch Ameisen, Laufkäfer und Schlupfwespen, Spinnen sowie Florfliegen haben schädliche Insekten zum Fressen gern“, so der Gartenexperte.

Wer Bienen und Hummeln anlocken will, sollte geeignete Blüten anpflanzen

Darüber hinaus sorgen Honigbienen, Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele andere Insekten für die Bestäubung und einen guten Ertrag der Pflanzen. Aber Achtung, wer diese „Nutztiere“ in den Garten locken will, sollte auf sogenannte gefüllte Blüten verzichten. Sie sind bei Dahlien, Astern, Rosen, Akelei, Nelken, Kamelien und Pfingstrosen zu finden und für Insekten eine echte Mogelpackung. Denn bei dieser Art der Blüten sind die Staubblätter, die eigentlich die für Insekten wichtigen Pollen produzieren, reine Schauorgane.

Der Laie erkennt sie daran, dass keine Staubgefäße, an denen normalerweise der Pollen hängt, zu erkennen sind, sondern nur Blütenblätter. Wer seinen Garten attraktiv für Insekten machen will, sollte beim Kauf der Pflanzen im Gartencenter oder beim Gärtner nachfragen, welche Pflanzen dafür geeignet sind.

Wohnungsbauprogramm für Insekten

Damit Insekten in den Garten finden, muss eine gute Wohnsituation her. Was also sollte man beim Frühjahrsputz nach dem Winter oder geplanten Veränderungen im Garten beachten? Tipp von Experte Brumm, damit sich Insekten heimisch fühlen: „Ideal sind beispielsweise altes Laub, Laubhaufen, morsches Holz, Trockenmauern an sonnigen Plätzen oder Steinhaufen.“

Auch Mischhecken und Sträucher sowie Insektenhotels und Niströhren in regengeschützten Lagen eignen sich als Unterschlupf. „Tote Bäume locken wegen der vielen Insekten Spechte an, die verschmähen auch Insekten von gesunden Bäumen nicht.“ Ein allzu aufgeräumter und durchgetrimmter Garten ist also gar nicht so attraktiv für viele nützliche tierische Helfer.

Vögel halten Aufkommen von Insekten im Gleichgewicht

Die Gefahr, dass sich zu viele Insekten dann im eigenen Garten ausbreiten, sieht Experte Brumm nicht. „Die Natur sorgt fürs Gleichgewicht. Wo sich Insekten tummeln, sind Vögel nicht weit.“ Ob Spatzen, Meisen, Stare oder Amseln – um nur einige wenige verbreitete Arten zu nennen: Insekten und Würmer gehören bei ihnen, gerade in der Brutsaison, zum täglichen Speiseplan. Ein einziges Vogelpaar fängt im Jahr rund 30 Kilo Insekten!

„Um Vögel in den Garten zu locken, taugen etwa Nistkästen mit entsprechend großen Einfluglöchern“, schlägt Brumm vor. Vögel nehmen Hecken, Büsche und Sträucher ebenfalls gerne als Wohnung an.