Diese Außenansicht sollte uns zu denken geben: „Pessimismus plus Perfektionismus – das mag in gemäßigter Form eine deutsche Stärke sein“, schreibt das Wirtschaftsmagazin „Economist“. „Doch das Gemäßigte droht, verloren zu gehen.“

Die kreative Ungeduld wird „verdrängt von hyperventilierender Selbstverachtung“, warnt das Magazin, das Entscheidungsträger rund um den Globus lesen. Und: Die Deutschen verlieren den Blick „für grundlegende Fakten zum Zustand des Landes“.

Unsere Republik schiebt Frust, trotz des zurückliegenden langen Konjunkturaufschwungs. Und zunehmend, wie jetzt bei den ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz, geht dabei nicht nur das Maß verloren, sondern jede Form von bürgerlichem Anstand.

In der Tat losgelöst von Fakten bricht sich da ein Gefühl Bahn. „Wir sind zu kurz gekommen, keiner kümmert sich um unsere Jobs, unsere Sicherheit, unser Erspartes.“ Dieses Gefühl ist destruktiv. Und es nährt sich nicht zuletzt aus allzu pessimistischer Berichterstattung.

Beispiel Jobs: „Teilzeit und Leiharbeit nehmen zu“, lauten manche Überschriften – obwohl die Daten gerade zeigten, dass der Aufschwung vor allem die klassischen Vollzeitjobs boomen ließ!

Beispiel Sicherheit: Bei Berichten über Messerstechereien und andere Straftaten bleibt unerwähnt, dass die Kriminalitätsrate auf 30-Jahres-Tief ist – und zuletzt in der Gruppe der Ausländer besonders kräftig sank!

Beispiel Erspartes: Es werfe kein Geld ab, ist zu lesen, das sei Folge der Euro-Schuldenkrise. Dabei lag auch früher die Inflationsrate oft höher als die Sparzinsen!

Bei nüchterner Betrachtung also gibt es zum Ausrasten keinen Grund.