Stuttgart/Heidenheim. Tedros Gebru hat geschafft, wovon viele junge Flüchtlinge träumen: Er hat in Deutschland einen Ausbildungsplatz bekommen. Der junge Mann aus Eritrea absolvierte zunächst eine Einstiegsqualifizierung. Dann übernahm die Stuttgarter Lapp-Gruppe, Spezialist für Kabel, den jungen Mann im vergangenen September als regulären Azubi.

Lapp will bis 2018 neun weitere Flüchtlinge ausbilden, zum Maschinen- und Anlagenführer. Der Vorstandsvorsitzende Andreas Lapp sagt: „Die Flüchtlinge haben so die beste Chance, bei uns eine neue Heimat zu finden. Dazu wollen wir beitragen.“ Auch viele andere Unternehmen in Baden-Württemberg bauen für Flüchtlinge Brücken in den Arbeitsmarkt.

Zum Beispiel Porsche: Im Stuttgarter Ausbildungszentrum des Sportwagen-Herstellers büffeln zehn Männer und fünf Frauen aus Eritrea, Syrien, Pakistan, Afghanistan, Iran und Irak Deutsch und üben handwerkliche Fertigkeiten. Ein halbes Jahr lang dauert dieses Integrationsprogramm.

Der Anspruch des Unternehmens sei es gewesen, ein umfassendes Programm zur praktischen Integration zu entwickeln, „das Flüchtlingen möglichst reelle und nachhaltige Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt bietet“, schildert Andreas Haffner, Vorstand für Personal- und Sozialwesen.

Autohersteller Daimler hat für Flüchtlinge ein „Brückenpraktikum“ eingerichtet. Von den 40 Absolventen der ersten Runde haben fast alle Angebote für eine Weiterbeschäftigung oder Ausbildung hier und anderswo in Aussicht. Bis Mitte des Jahres will Daimler deshalb 300 weiteren Flüchtlingen ein Brückenpraktikum in technischen Bereichen bieten.

Die Initiative „Wir zusammen“ bündelt Aktivitäten von 36 Unternehmen aus ganz Deutschland, etwa Bosch, Airbus, WMF und Siemens.

Und Voith: Der Technologiekonzern aus Heidenheim bietet eine Ausbildungspatenschaft an. Bis zu acht Flüchtlinge beginnen das erste Lehrjahr zum Industriemechaniker mit anderen Azubis. Sie werden so qualifiziert, dass sie danach die Ausbildung fortsetzen, einen anderen Lehrberuf starten oder direkt in eine Beschäftigung übergehen können. Über Defizite in Sprache und Kompetenzen sei man sich bewusst, erklärt Erwin Krajewski, Leiter der Ausbildung im Voith Training Center Heidenheim. „Die Aufgabe wird Willenskraft und Geduld erfordern“, sagt er, „aber am Ende werden alle Seiten davon profitieren.“

Der Syrer Othman Mousa, seit 2014 in Deutschland, nimmt schon seit 2015 an diesem Programm teil. „Ich bin glücklich, dass ich hier bei Voith sein darf und jeden Tag Neues lerne“, schwärmt er. „Voith ist wie eine neue Familie für mich.“