Bad Köstritz. Für ein paar Minuten können die Kessel im Chemiewerk Bad Köstritz (CWK) alleine arbeiten, entscheidet Chemikant Florian Beyer. Die Rührwerke haben den Ansatz vom Poliermittel für Chip-Wafer im Griff.

Gerade hat er seinen Kollegen Robert Heller gesehen. Der 31-jährige Meister aus der Instandhaltung leitet auch das betriebliche Gesundheitsteam. Beyer will von ihm Näheres zum Einsatz der „CWK-Staffel“ beim 15. Elstertalmarathon in Gera wissen. Dieser Termin gehört zum Gesundheitsprogramm des mittelständischen Unternehmens in Thüringen.

Heller ist stolz auf das umfassende Programm-Angebot, etwa Radtouren, monatliches Obst für alle Mitarbeiter, Ernährungskurse oder Lauf-Events. „Schon im zweiten Jahr hat sich unser Gesundheitsprogramm fest etabliert“, berichtet er. „Die freiwillige Teilnahme ist rege, und viele Kollegen bringen Vorschläge ein.“ Anstoß war die Idee, mehr für die Mitarbeiter und damit für die Gemeinschaft im Betrieb zu tun: „Wir möchten das Bewusstsein für ein abwechslungsreiches und gesundes Leben bei der täglichen Arbeit wecken“, so Heller.

Das Ohr nah an den Belegschaftswünschen

Aus Einzelaktionen und einem Mitarbeitertarif in der regionalen Schwimmhalle wurde bald mehr. Heller und drei Kollegen ergriffen die Initiative: Mit Unterstützung der Geschäftsführung bildeten sie ein Gesundheitsteam. Das sammelt Ideen, greift die Wünsche der Belegschaft auf und setzt um, was möglich ist.

„Gerade haben wir einen Bewegungstherapeuten engagiert“, sagt Heller. Der Spezialist schaut sich nach und nach alle Arbeitsplätze an und gibt Tipps, wie man Belastung durch Fehlhaltung vermeidet. Im Juli können die 260 CWK-Beschäftigten dann in einem Alterssimulationsanzug ausprobieren, wie sich das Leben in 20 Jahren anfühlt. So was kostet natürlich Zeit und Geld.

Doch Geschäftsführer Volker Damrath steht voll dahinter: „Wir haben einen sehr niedrigen Krankenstand, der Arbeitsschutz funktioniert, der letzte Arbeitsunfall mit Ausfalltagen liegt zwei Jahre zurück.“ Darüber hinaus etwas für ein gutes Betriebsklima zu tun, lohne sich immer, „zumal das die Attraktivität als Arbeitgeber erhöht“.

Die Bad Köstritzer denken übrigens nicht nur an ihr eigenes Wohlbefinden: Kürzlich bezahlte das Unternehmen eine Typisierung der Deutschen Knochenmarkspenderdatei im Werk, um potenzielle Stammzellspender für Blutkrebs-Patienten zu registrieren. 63 Chemiewerker haben teilgenommen.

Schon gewusst?

Schnell erledigt: Eine Speichelprobe reicht für die DKMS-Registrierung. Foto: Werk
Schnell erledigt: Eine Speichelprobe reicht für die DKMS-Registrierung. Foto: Werk

So wird man Knochenmarkspender

  • Alle 15 Minuten erhält ein Patient in Deutschland die Diagnose Blutkrebs, darunter viele Kinder und Jugendliche.
  • Vielen kann nur durch eine Stammzelltransplantation geholfen werden. Das Problem: Acht von zehn Gewebemerkmalen müssen übereinstimmen, damit ein Spender „passt“. Dies lässt sich mit einer einfachen Blutprobe herausfinden.
  • Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) hat aktuell weltweit mehr als 6 Millionen potenzielle Spender zwischen 17 und 55 Jahren registriert, davon über 4,3 Millionen in Deutschland.
  • Im Ernstfall werden bei 80 Prozent der Spender die Stammzellen mittels einer Blutreinigung aus dem Blutkreislauf gefiltert. Bei den übrigen Spendern erfolgt die Knochenmarkentnahme aus dem Beckenkamm unter Vollnarkose.