Mannheim. Cody Canipe ist angehender Pharmakant beim Gesundheitsunternehmen Roche Diagnostics in Mannheim. „Die Ausbildung ist mein Sprungbrett ins Leben“, sagt der 21-Jährige. So wie er sind aktuell 28.000 junge Leute in der Chemiebranche bundesweit am Start.

Canipe nimmt täglich 1,5 Stunden Anfahrt in Kauf: „Das ist okay, ich lerne viel, es macht Spaß“, meint er. Für ihn ist klar: „Mit dieser Ausbildung nehmen mich später auch andere Unternehmen gerne.“ Das sieht Kollegin Carolin Buchfink (18) ähnlich: „Hätte es nicht geklappt, ich hätte ein Soziales Jahr eingelegt und es wieder versucht.“

Dass eine fundierte Ausbildung heute weit mehr ist als die Entscheidung für einen Job, bestätigt Personalgeschäftsführer Edgar Vieth: „Es geht auch darum, seine Persönlichkeit zu entfalten und den besten eigenen Entwicklungsweg zu finden.“

Arbeitgeber werden sich weiter stark engagieren

Dafür bietet die Branche 50 Berufe an, je nach Vorliebe in der naturwissenschaftlichen, technischen oder kaufmännischen Richtung. Für Letzteres hat sich Hanna Hirsch entschieden. Sie lernt bei Roche Kauffrau für Büromanagement: „Die Ausbildung ist mir wichtig, ich hoffe, dass ich anschließend bleiben kann.“ Dafür will sich die 18-Jährige „mächtig anstrengen“.

Rund 90 Prozent aller Jugendlichen werden im Anschluss an ihre Ausbildung in der Chemie-Branche übernommen, sagt Andreas Ogrinz vom Arbeitgeberverband BAVC. Manchmal ist die Quote noch höher: So liegt sie zum Beispiel beim Industrieparkdienstleister Infraserv Knapsack im Ruhrgebiet bei 98 Prozent. Diese für Jugendliche sehr vorteilhafte Situation ist das Ergebnis intensiven Engagements der Tarifparteien bei der Nachwuchssicherung.

Rund 60 Prozent aller Chemiebetriebe bilden selbst oder im Verbund mit Partnern aus. Seit 2003 garantiert zudem der Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung“, dass die Branche eine große Zahl an Ausbildungsplätzen bereitstellt. Mit Erfolg: Die Zahlen sind seit Jahren auf hohem Niveau stabil.

Ausbildung geht vor Übernahme

Grundlage dafür ist das Prinzip „Ausbildung geht vor Übernahme“, wie Ogrinz erklärt. „Wir setzen auf die Eigenverantwortung der Unternehmen statt auf Zwang.“ Manchmal führt das zu Enttäuschung.

So lobt etwa der Nachwuchs des Chemie-Unternehmens Umicore im hessischen Hanau im Internet „kompetente Mitarbeiter und Ausbilder“. Moniert aber, dass nicht jeder bleiben kann. Selbst wenn die Firma damit möglichst vielen Personen „eine fundierte Ausbildung“ ermöglichen will, um ihnen so eine „stabile Grundlage für das weitere Berufsleben mitzugeben“, wie Ausbildungskoordinatorin Sandra Müller berichtet.

Roche-Azubi Canipe sieht es gelassen: „Es bleiben ja nicht alle Azubis bei der Stange, einige wollen anschließend noch studieren. Darum ist es doch gut, wenn es mehr Ausbildungsplätze in Betrieben gibt als Bedarf.“