Frankfurt. Die EU hat eine „Plastik-Strategie“ entwickelt. AKTIV sprach darüber mit Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland, dem Verband der Kunststofferzeuger.

Plastik wird oft als umweltschädlich gescholten. Ärgert Sie das?

Ja, denn in vielen Bereichen machen Kunststoffe Nachhaltigkeit erst möglich: Als Leichtbaumaterial in Autos reduzieren sie den Spritverbrauch, in der Fassadendämmung von Gebäuden den Wärmeverlust. Als Verpackung schützen sie Lebensmittel. Und natürlich sind sie in vielen Bereichen unverzichtbar, vom Fahrradhelm bis zum 3-D-Druck.

Wie kommt Plastik ins Meer?

Vor allem über Flüsse, besonders aus Asien und Afrika. In vielen Ländern fehlen funktionierende Abfallmanagement-Systeme. Sogar in der EU gibt es teilweise Nachholbedarf beim Sammeln, Sortieren und Verwerten.

Etwa auch in Deutschland?

Wir haben ein großes Know-how in der Kunststoff-Verwertung, sind Vorreiter bei den Technologien. Bei uns werden rund 40 Prozent recycelt, der Rest verbrannt und in Wärme und Energie umgewandelt. Wir haben großes Interesse, unser Wissen an andere Länder weiterzugeben. Davon profitiert auch unsere Industrie.

Ist die neue Strategie der EU der richtige Weg?

Prinzipiell ja. Uns freut, dass die EU-Kommission den vielfältigen Nutzen von Kunststoffen würdigt. Doch sie konzentriert sich fast nur aufs Recycling, das ist zu kurz gedacht. Denn Nachhaltigkeit hängt nicht nur mit der Recyclierbarkeit zusammen: Auch schwerer zu recycelnde Materialien können ökologisch nützlich sein! Etwa eine Dämmung oder eine Verpackung, die den Ressourcenverbrauch reduziert.