Aktuell steht nach Schätzungen des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) jedes Jahr bei rund 30.000 mittelständischen Unternehmen bundesweit die Übergabe an eine nächste Generation an. „Tendenz steigend“, weiß Klaus-Heiner Röhl, Mittelstandsexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln.

Doch nicht immer klappt die Nachfolgeregelung aus der Familie oder der Belegschaft heraus. Dann bleibt nur die Chance auf einen externen Unternehmensnachfolger. Wie Röhl erklärt, kommen jedoch aktuell auf einen Kaufinteressenten drei bis vier übergabewillige Senior-Unternehmer.

„Für die Chefs, die trotz aller Bemühungen niemand Geeigneten finden, wird die Schließung deshalb immer öfter zu einer Option, wodurch Tausende von Arbeitsplätzen verloren gehen könnten“, so Röhl. Um dem entgegenzuwirken, hat das Land Hessen die Initiative „Hessen macht Zukunft“ gestartet. Die Idee: die Unternehmensnachfolge als echte Alternative zur Neugründung zu etablieren – durch Events als Plattform für Betroffene, Erfolgsgeschichten in Podcasts und auf Social-Media-Kanälen und vieles mehr.

Der Arbeitgeberverband Hessenmetall unterstützt die Initiative als sogenannter Lead-Partner. „Wir wollen Türen öffnen und so die Welten von Mitgliedsunternehmen und Gründern verbinden“, erläutert Katja Harder de Farfan, Leiterin Digitales, Technologietransfer und Start-ups von Hessenmetall.

Wie Nachfolge erfolgreich funktionieren kann, zeigen diese zwei Beispiele:

Sechste Generation ist am Start

Isabelle Himbert ist in der sechsten Generation Geschäftsführerin von Arno Arnold in Obertshausen, einem Spezialisten für Schutzabdeckungen. Die Betriebswirtin mit Masterabschluss führt das Familienunternehmen zusammen mit ihrem Ehemann Benedikt Himbert und ihrem Vater Wolf Matthias Mang. Sie will anderen Unternehmern Mut machen beim Thema Nachfolge: „Im besten Fall endet der Prozess wie bei uns in der Fortführung des Unternehmens mit frischen, innovativen Ideen.“

Junger Kaufmann steigt in den Betrieb ein

Der gelernte Kaufmann Daniel Peplau ist seit 2022 Chef von Landwehr+Schultz Trafo in Calden, weil die ehemaligen Inhaber keine Nachfolger hatten. Inzwischen hat er zwei weitere, zum Betrieb passende Firmen übernommen. Er ist überzeugt: „Um den Unterschied in unserem Land zu machen und Veränderung zu bewegen, muss man Verantwortung übernehmen und ins Tun kommen.“ 2023 gewann er den Hessischen Gründerpreis in der Kategorie Zukunftsfähige Nachfolge.

Genau zu diesem Thema lädt Hessenmetall am 13. März 2025 zur Veranstaltung „Die Zukunft im Blick“ ins Haus der Wirtschaft in Frankfurt ein, um Betroffene dabei zu unterstützen, den Unternehmenswert zu erkennen, Perspektiven zu schaffen und die Nachfolge zukunftsfähig zu gestalten.

Wir suchen eine Firma ...

Gut gerüstet für die Übernahme eines existierenden Unternehmens sind diese fünf junge Menschen, die einen bestehenden Betrieb in die Zukunft führen möchten.

Maike Benner und Lilli Rohde

Maike Benner und Lilli Rohde stehen für Digitalisierung, Diversität und globale Ausrichtung und kombinieren Führungserfahrung, Beratungskompetenz und breites Branchenwissen für eine Firmenübernahme, um Unternehmen zukunftssicher aufzustellen.

Yaron Chlupsa

Yaron Chlupsa, der Ingenieur mit Erfahrungen in Konzern und Mittelstand, würde gerne in einer Firma aus dem Bereich IT und Digitalisierung oder Ingenieurwesen langfristig und nachhaltig die Zukunft gestalten. Dafür ist er an einer gemeinsamen, partnerschaftlichen Übernahme interessiert.

Wolfram Krauss und Daniel Missethon

Wolfram Krauss und Daniel Missethon haben die Konkordia Unternehmensnachfolge gegründet mit dem Ziel, ein Unternehmen mit 30 bis 150 Beschäftigten in die nächste Generation zu führen. Die beiden Nachfolgeunternehmer möchten aktiv die operative Leitung und Gesellschafterrolle übernehmen.

Hier treffen sich „alte“ und „neue“ Chefs

Veranstaltung „Die Zukunft im Blick“: 
Hessenmetall lädt Geschäftsführer sowie Inhabende von kleinen und mittelständischen Unternehmen der Metall-, Elektro- und IT-Industrie am 13. März ins Haus der Wirtschaft in Frankfurt ein. Der Verband will sie dabei unterstützen, die Zukunft ihres Betriebs aktiv anzugehen, und praxisnahe Einblicke in wesentliche Themen geben, die eine positive Weiterentwicklung ihres Unternehmens fördern. 
Kontakt: hessenmetall.de/veranstaltung

Initiative „Hessen macht Zukunft“: 
Die 2024 gegründete Initiative des Landes Hessen will Unternehmensnachfolge als echte Alternative zur Neugründung eines Betriebs etablieren. 
Weitere Infos: hessenmachtzukunft.de

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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