Berlin. Deutschlands größter Industriezweig Metall + Elektro (M+E) steckt in der Rezession – die laufende Produktion ist ebenso zurückgegangen wie das Volumen neuer Aufträge. „Es gibt weiterhin keinen Anlass zur Entwarnung“, heißt es beim Arbeitgeberverband Gesamtmetall. Trotzdem wird die Gewerkschaft IG Metall wohl bald eine Tariferhöhung fordern; der Tarifvertrag gilt nur noch bis Ende März.
Anlass genug für aktiv, mal zurückzublicken: Wie hat sich der Lohn in unserer Schlüsselindustrie entwickelt?
Die tarifliche Bezahlung der Metaller hat doppelt so stark zugelegt wie die Preise
Zunächst fällt auf: Die M+E-Tarifentgelte sind seit 2000 um fast 60 Prozent gestiegen – gut doppelt so stark wie die Verbraucherpreise! Unter dem Strich bleibt ein deutlicher realer Zuwachs.

Dabei sind tarifliche Einmalzahlungen und betriebliche Erfolgsprämien noch außen vor, ebenso Gehaltssprünge durch persönlichen Aufstieg. Dass sie mehr Geld in der Tasche haben, dürften also alle Metaller gemerkt haben.
Metall- und Elektro-Entgelte sind überdurchschnittlich stark gestiegen
Weniger offensichtlich, aber ebenfalls bemerkenswert: Die M+E-Entgelte sind seit 2000 stärker gestiegen als die Löhne in den meisten anderen Branchen. Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft war das Lohnplus rund ein Viertel größer. Laut Gesamtmetall liegt der Durchschnittsverdienst der M+E-Beschäftigten inzwischen bei einem Jahresbrutto von rund 58.000 Euro.

Die Inflation ist übrigens nach wie vor erfreulich niedrig. 1,4 Prozent Teuerung gab es 2019, für 2020 erwarten Wirtschaftsforschungsinstitute und Banken im Schnitt ihrer Prognosen vom Januar 1,5 Prozent. Man darf gespannt sein, ob die Gewerkschaft sich nun dieser Realität stellt: Früher hat sie stets 2 Prozent Inflation angesetzt, um eine hohe Forderung begründen zu können. Diese Zielgröße der Europäischen Zentralbank ist aber in Deutschland seit 2012 in keinem einzigen Jahr erreicht worden.