Lotte. Am Ende der Montagelinie steht Sergej Losing – und achtet darauf, ob ihm der Monitor grünes oder rotes Licht erteilt. Druckwächter werden hier gefertigt, einige Dutzend Varianten, und bald werden es über 100 sein. Den Durchblick behält der Computer. Ein Barcode am Gehäuse der Geräte gibt dem Facharbeiter Losing alle Infos für die letzten Handgriffe.

„Das ist Industrie 4.0“, sagt Roland Essmann. Seit drei Jahren arbeitet man hier, beim Gaszähler-Produzenten Elster Kromschröder im Stammwerk Lotte bei Osnabrück (850 Mitarbeiter), an der vierten industriellen Revolution. „Nach Einführung von Dampfmaschine, Fließband und Automatisierungstechnik geht es darum, dass sich der Produktionsprozess selbst konfiguriert, kontrolliert und optimiert.“

Der Ingenieur leitet die Abteilung „Production Intelligence“. In dem zwölfköpfigen Team sind Software-Spezialisten, Ingenieure und Kaufleute. Essmann: „Der Nutzen von Industrie 4.0 liegt darin, dass intelligente Maschinen die Menschen bei ihrer zunehmend komplexen Arbeit unterstützen.“

„Der Mitarbeiter gewinnt dadurch an Bedeutung“

Das Unternehmen erwartet eine starke Gaszähler-Nachfrage aus dem europäischen Ausland – bei unterschiedlichen nationalen Vorgaben. „Es gilt, die Nachfrage nach unterschiedlichen Varianten so zu bedienen, dass wir ohne lange und teure Rüstzeiten verschiedene Modelle quasi gleichzeitig herstellen“, erklärt Essmann. Und das gehe eben nur mit Industrie 4.0.

Dabei können Mensch und Roboter ziemlich gute Freunde werden – allerdings in einer neuen Arbeitswelt. In der lebt Matthias Kalmlage schon länger. Der Ingenieur hat bei Elster seine Masterarbeit über die intelligente Produktion geschrieben. Mit Mechatroniker Tobias Möllenkamp und Industriemechaniker Michael Hinnenkamp bespricht er, wie sie bei Störungen der Automatisierungslinie per Tablet-Computer selbst für eine Fehlerbehebung sorgen. „Auch das ist Industrie 4.0“, sagt Kalmlage.

Ebenso der Arbeitsplatz von Jürgen Kohrmeyer. Er ist für das CAM-System verantwortlich, mit dessen Hilfe die Rüstzeiten bei steigender Varianz deutlich reduziert werden. Bei der Einführung von Industrie 4.0 ist die Firma ein enger Partner des Software-Riesen SAP. Kürzlich berichtete man in Potsdam über die Erfahrungen, bei einem Besuch des chinesischen Wirtschaftsministers Miao Wei.

In dem Projektteam zur intelligenten Produktion ist auch die angehende Wirtschaftspsychologin Julia Aulbert (26), die bei Elster zuvor ein duales Betriebswirtschaftsstudium abschloss. Sie sagt: „Der Mitarbeiter gewinnt durch Industrie 4.0 an Bedeutung. Es ist wichtig, ihn auf die Veränderungen vorzubereiten.“

Elster-Azubi fährt zur WM nach Brasilien

  • Der Elster-Kromschröder-Azubi Steffen Ellerbrake (17) gehörte zu den Siegern der Deutschen Meisterschaften der Mechatroniker und Mobilen Robotiker im Februar in Hannover.
  • Nun darf er zur Berufe-Weltmeisterschaft „WorldSkills“, die ab 6. August zwei Wochen lang in São Paulo (Brasilien) läuft. 28 Nationen machen mit, in 46 Disziplinen gibt’s Plaketten aus Gold, Silber und Bronze.