Erlangen/München. Neue Wertschöpfung, effizientere und effektivere Produktion: Die Digitalisierung bietet große Chancen. Nur wer ihre Potenziale nutzt, wird langfristig Erfolg haben. Das belegt eine Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, die der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft kürzlich im Rahmen eines Kongresses vorgestellt hat (AKTIV berichtete).

Wie sehr Bayerns Industrie bereits an neuen Wegen in der Fertigung arbeitet, zeigt sich zum Beispiel am Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen. Dort entwickeln die Wissenschaftler intelligentes Werkzeug, das Qualität und Zuverlässigkeit von Abläufen verbessert. Partner dabei ist der Autohersteller BMW: Monteure im Werk Regensburg nutzen bereits Akkuschrauber, die von einem digitalen Assistenten unterstützt werden.

„Den Mitarbeitern kann dann per LED-Anzeige signalisiert werden, ob alle Verschraubungen korrekt ausgeführt sind“, erklärt IIS-Teamleiter Jochen Seitz. Gemessen wird dazu unter anderem die Position des Akkuschraubers und die Schraubrichtung. Der Mitarbeiter erhält unmittelbar Rückmeldung. Arbeitsschritte können erfasst, bewertet und dokumentiert, Prozesse leichter optimiert werden.

Ein weiteres Beispiel: Der Münchner Konzern Siemens arbeitet daran, seine Kompetenzen im 3-D-Druck auszubauen. Bei Gasturbinenschaufeln gelang Anfang des Jahres ein Durchbruch: Erstmals testete man gedruckte Schaufeln bei voller Leistung.

Unter dem 3-D-Druck versteht man ein additives Fertigungsverfahren, bei dem Bauteile auf Basis digitaler Konstruktionsdaten dreidimensional aufgebaut werden. „Die Technologie verändert die Art und Weise, wie wir produzieren“, sagt Willi Meixner, Chef der Siemens Division „Power and Gas“. Prototypen etwa könne man so bis zu 90 Prozent schneller entwickeln.

Hinzu kommt eine neue Flexibilität.Ersatzteile muss man nicht vorhalten, sondern kann sie bei Bedarf produzieren. Zudem bietet die additive Fertigung weiteres Wertschöpfungspotenzial: mehr Freiheit beim Gestalten von Bauteilen, etwa Gitterstrukturen im Inneren. Die Folge: gleiche Festigkeit bei weniger Gewicht.