Waltershausen. Judith Amarell will es immer ganz genau wissen. Deshalb hat sie sich auf den Weg vom Büro in die Fabrikhalle des renommierten Elastomerprofil-Herstellers Dätwyler Sealing Technologies Deutschland im thüringischen Waltershausen gemacht und informiert sich bei Birgit Scholz aus der Qualitätssicherung, welche Produktionsparameter ein bestimmtes Material beim Extrudieren erfüllt.

Mit diesen Infos kann Amarell ihre eigentliche Aufgabe besser erfüllen: Sie arbeitet im Vertriebsinnendienst eng mit der Produktionsplanung zusammen. So abgestimmt, bekommt der Kunde rechtzeitig seine Produkte, und das Herstellen wirft die Abläufe im Werk mit über 220 Beschäftigten nicht über den Haufen.

„Nach wenigen Tagen war klar: Hier will ich bleiben“

Ganz selbstverständlich macht das Judith Amarell. Dabei hätte sie vor Jahren im Traum nicht daran gedacht, mal in einem Industriebetrieb zu landen. Die heute 24-Jährige wollte Sozialpädagogik studieren, hatte zur Vorbereitung nach dem Abitur schon ein Jahr in einer Behindertenwerkstatt im nahen Gotha gearbeitet. Als 2012 klar war, dass bis zum Studienbeginn noch einige Monate Wartezeit zu überbrücken waren, entschied Amarell: „Ich gehe so lange arbeiten.“ In der ersten Woche vermittelte sie die Zeitarbeitsfirma an einen Band-Arbeitsplatz, in der zweiten Woche zu Dätwyler, wo gerade die Integration zweier Produktionsbereiche stattfand.

Nach wenigen Tagen war Amarell klar: „Hier will ich bleiben. Die Arbeit ist anspruchsvoll, macht Spaß, und die Kollegen haben mich gleich super ins Team integriert“, erinnert sich Amarell. Und auch Geschäftsführer Matthias Orth merkte schnell, dass er einen Glücksgriff getan hatte: „Sie ist sehr intelligent, geht strukturiert an die Dinge heran, hinterfragt eingeschliffene Abläufe und sucht immer nach den besseren Wegen.“

Die junge Frau nahm sein Angebot an, studierte berufsbegleitend drei Jahre an der Dualen Hochschule Gera-Eisenach „Mittelständische Industrie“, fuchste sich in die Details der Gummibranche ein und ließ sich von Mitarbeitern an der Maschine die Produktion erklären.

Mittlerweile hat Amarell ihren Platz im Unternehmen, ist fester Bestandteil des Teams im Vertrieb. Auch ihr Job ist mit der Zeit viel wichtiger geworden. In den letzten Jahren haben sich die Produktionsabläufe bei Dätwyler rasant gewandelt, es muss viel schneller auf Kundenwünsche eingegangen werden. „Vor fünf Jahren noch waren 70 Prozent unserer Produkte Standardware, heute machen kurzfristige Projektaufträge unserer Kunden 70 Prozent des gesamten Produktionsumfangs aus“, berichtet Geschäftsführer Orth.

„Ich habe Fähigkeiten und Interessen entdeckt, die ich so von mir noch nicht kannte“, zeigt sich Judith Amarell immer noch verblüfft über die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre. Und wer weiß, was sie noch alles erreichen wird …