Ulm. Hochsaison beim Hersteller für Gartengeräte: Im Frühjahr decken sich Hobbygärtner mit Wasserschläuchen, Rasenmähern und Heckenscheren ein. Das alles liegt bei Gardena im Hochregal bereit und wird täglich an die Geschäfte verschickt. Damit das schnell und effizient funktioniert, untersucht Florian Kaufmann (28) den ganzen Prozess laufend auf Schwachstellen. Er ist Change-Agent, das bedeutet, er stößt Veränderungen an und begleitet sie.

„Das ist mein Ding“, sagt er. „Ich frage immer danach, warum etwas so und nicht anders gemacht wird.“ Über alles könne man diskutieren, meint er. Nur eine Antwort lässt er niemals gelten: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Kaufmann: „Dann hake ich nach.“

Als Fachkraft für Lagerlogistik kämpft Kaufmann um jeden Zentimeter

Kleine Veränderungen, so stellt der Logistiker fest, haben häufig eine große Wirkung. Beispiele dafür zeigt Kaufmann beim Rundgang durch das Gardena-Lager in Ulm. Beispielsweise wurde das Paket für einen Rasenmäher von 42 auf 40 Zentimeter verkleinert. Dafür musste der Haltegriff des Mähers links und rechts um je einen Zentimeter gekürzt werden. Es hat geklappt: Seither passen sechs statt vier Pakete auf eine Palette.

Mit solchen Kniffs spart das Unternehmen Transportkosten und schont auch noch die Umwelt. In einem anderen Fall wurde das Produkt, ein Gartenschlauch, anders herum eingepackt. Jetzt lassen sich die Kartons besser aufeinanderstapeln.

Jede Verbesserung wird dokumentiert: Wie groß ist der Kostenvorteil, wie viele Tonnen CO2 werden weniger in die Luft geblasen, wie viele Bäume bleiben am Leben? Und: Wie viele Pakete können zusätzlich auf einer Palette transportiert werden und kommen damit schneller in den Baumärkten an?

Kaufmann kam 2009 zu dem Gartengerätehersteller Gardena

„Es lohnt sich, um jeden Zentimeter zu kämpfen“, erklärt Kaufmann. Schließlich lagern zur Saison, von Januar bis Juli, 54.000 Paletten im Gardena-Lager in Ulm. Dazu kommen noch Lagerflächen im nahen Laichingen und bei einem externen Dienstleister. Vier- bis sechsmal im Jahr wird das ganze Volumen umgeschlagen, 1.200 Produkte hat Gardena im Sortiment.Florian Kaufmann kam 2009 zu dem Gartengeräte-Hersteller, der zur schwedischen Husqvarna-Gruppe gehört und in Ulm rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Kaufmann lacht: „Das haben mir damals viele gesagt.“ Schnell merkte er: „Ich bin einfach gut darin, zu optimieren.“ Das hat ihn angetrieben, nebenberuflich den Abschluss als Wirtschaftsfachwirt zu machen.

Optimieren könne man überall, meint Kaufmann: bei der Verpackung wie auch bei der Kommissionierung im Hochregallager oder bei den Abläufen im Versand. Kaufmann sieht, wo es klemmt, spricht mit den beteiligten Mitarbeitern. „Nur gemeinsam kommen wir zu besseren Lösungen“, so ist er überzeugt.

Beim Versand gibt es eine klare Reihenfolge

„Beispielsweise stauten sich die Paletten immer am Ausgang zum Versand. Es gab keine klare Reihenfolge.“ Kaufmann hat das geändert. „Wir wollen mit mehr Effizienz gleichzeitig auch die Mitarbeiter im Lager entlasten“, erklärt er.

Deshalb gibt es strenge Regeln, etwa wie hoch die Paletten gestapelt werden dürfen. Und für schwere Kartons hat Gardena ein Ansaugsystem entwickelt, damit der Mitarbeiter die Last nicht selbst heben muss. Die Arbeit geht nicht aus, da ist sich Kaufmann sicher und zeigt auf eine Palette mit verpackten Gartengeräten: „Da ist immer noch was drin.“

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

In unserer Schule haben Eltern ihre Berufe vorgestellt. Ein Vater hat als Lagerleiter bei einem großen Unternehmen gearbeitet. Das hat mich fasziniert.

Was reizt Sie am meisten?

Im übertragenen Sinn: Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann einen Orkan auslösen.

Worauf kommt es an?

Den Mut zu haben, alles zu hinterfragen und etwas Neues auszuprobieren.