Mannheim. Sie hat ein Imageproblem. Doch Ökonomen sagen, die Europäische Union sei wichtig für uns alle. AKTIV sprach mit Professor Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim.

Wofür brauchen wir die EU?

Für politische Stabilität und ein harmonisches Miteinander. Zwischen den 28 Einzelstaaten existieren unzählige unterschwellige oder offene Konflikte. Sie alle zu lösen, wäre ohne die übergeordneten Strukturen der EU viel schwieriger. Dass wir Interessensunterschiede im Rahmen der EU-Prozesse austragen, hat die Bedingungen in Europa sicherer und berechenbarer gemacht.

Was hat die Wirtschaft davon?

Politische Stabilität ist eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Wirtschaften. In der Türkei sieht man, was sonst passieren kann: Plötzlich gelten Eigentumsrechte nicht mehr. Leute werden enteignet, nur weil sie an einen bestimmten Verein gespendet haben, denunziert werden oder auf einer dubiosen Liste stehen. Das führt zur völligen Lähmung des Investorenvertrauens.

Wozu ist der Binnenmarkt gut?

Es würde uns weit zurückwerfen, wenn wieder Grenzen entstünden. Im Binnenmarkt mit seinen 500 Millionen Menschen können die Firmen nicht nur ihre Produkte viel besser verkaufen, sondern auch viel einfacher Vorprodukte beziehen und Arbeitskräfte finden.

Und doch können viele der EU nichts mehr abgewinnen.

Zum Glück ist das bei uns nicht die Mehrheit. Durch den Brexit hat die Zustimmung zur EU sogar zeitweilig wieder zugenommen. Es fehlt allerdings erheblich am Grundverständnis für die Vorteile offener Märkte.

Warum eigentlich?

Ökonomie kommt schon in der Schule viel zu kurz. Und viele bilden sich ihre Meinung per Internet. Hier kann man sich völlig einseitig informieren und etwa in Foren mit Verschwörungstheorien verharren, ohne durch objektive Fakten korrigiert zu werden.