Bochum. Bei Götz Schmidt-Rimpler findet man alles für eine gepflegte Auseinandersetzung: vom 60 Zentimeter hohen Gartenzaun für einen Nachbarschaftsstreit bis hin zur gut gesicherten Airport-Umzäunung, an der Startbahn-Gegner mit der Polizei aufeinandertreffen. Der Geschäftsführer der Bochumer Draht-Buhr GmbH will denn auch vor allem eines: Streithähne auf Distanz halten! „Wir verkaufen Sicherheit“, betont er.
Es gehe natürlich auch darum, Dinge zu schützen: Mehr als 200 Kilometer Zaun verbauen seine 18 Montagekolonnen pro Jahr in ganz Deutschland. Während acht Mitarbeiter in der Werkstatt in Bochum schweißen, flexen und hämmern, sind 40 Monteure mit ihren 7,5-Tonnern „on the road“.
Das Geschäft läuft rund – auch mit bekannten Fußballvereinen
Sie errichten Sicherungsanlagen auch für Betriebsgelände, gegebenenfalls mit Nato-Draht obendrauf sowie den dazugehörigen Toren. Sie schützen mit ihren Maßanfertigungen die Synagoge in Bochum, die Orangerie im brandenburgischen Oranienburg und Gebäude am Frankfurter Flughafen. Sie machen Gefängnisse ausbruchssicherer. Sie bauten Ballfangzäune für Fußballvereine wie Borussia Dortmund und Rot-Weiß Essen. Und erwirtschaften im Jahr zwischen 6 und 8 Millionen Euro.
Zäune sollen, klar, auch Langfinger fernhalten. „Wenn viel geklaut wird, haben wir Hochkonjunktur“, weiß Schmidt-Rimpler. Sowohl Unternehmen als auch Privatleute lassen sich den Schutz einiges kosten: Die gesamte Metallzaun-Branche setzt jährlich rund 900 Millionen Euro um. Der größte Auftrag bei Draht-Buhr kam letztes Jahr von einem deutschen Großkonzern – der aus Diskretionsgründen aber ungenannt bleibt. Die Westfalen bauten ihm einen 2,8 Kilometer langen Zaun, der rein gar nichts mit dem heimischen Jägerzaun gemein hat: Er ist 2,4 Meter hoch, reicht einen halben Meter tief in den Boden, für Standfestigkeit sorgen mit Beton gefüllte Pfosten.
Alle diese Leistungen erbringt übrigens eine richtig „bunte Truppe“: Fast jeder zweite Mitarbeiter bei Draht-Buhr hat ausländische Wurzeln. Weil es den gelernten „Zaunbauer“ nicht gibt, finden sich in diesem Beruf besonders viele Menschen, die in ihrer Heimat ein Handwerk gelernt haben, in Deutschland aber Probleme mit der Anerkennung ihrer Ausbildung haben. Schmidt-Rimpler: „Bei uns zählt das, was einer kann.“
Etwa der türkischstämmige Abdulah Günes. Er ist der Werkstattleiter: „Ich hatte keine Chance, in eine große Firma reinzukommen – also bin ich hier gelandet. Ich verdiene gutes Geld, weil ich fleißig bin.“ Er arbeitet mit Leuten aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus Russland und Algerien zusammen. Die Zusammenarbeit in der Welt aus Pfosten und Gitterstäbe funktioniere gut. Hier bricht nur selten jemand mal einen Streit vom Zaun ...