Ennepetal. Maximale Durchfahrtshöhe vier Meter? Das passt, denkt der Brummi-Fahrer, steuert die Unterführung an – und bleibt stecken. Gerade erst hatte er seinen Sattelzug vollgeladen. Um jeden Zentimeter füllen zu können, nutzte er die Möglichkeit, das Dach während des Beladevorgangs anzuheben. Dumm nur, dass er das Absenken vergessen hat.
Um solch kostspielige Nachlässigkeiten zu verhindern, hat sich die Firma F. Hesterberg & Söhne für ihr Dachhubsystem etwas ausgedacht: Ein Sensor misst die eingestellte Position des Daches. „So weiß der Fahrer, ob es an einer Brücke womöglich eng wird“, sagt Geschäftsführer Dirk Miesen. Eine pfiffige Idee.
Davon gibt es viele in dem Ennepetaler Unternehmen, das sich unter der Marke Hestal in den 60er-Jahren auf die Aufbauten- und Verschließtechnik für Nutzfahrzeuge spezialisiert hat. Die elektronische Türverriegelung zum Beispiel, die sich, von der Zentrale gesteuert, nur öffnet, wenn die Lieferadresse erreicht ist. „Damit schiebt man den zunehmenden Frachtdiebstählen einen Riegel vor“, erklärt Miesen. „Das garantiert aber auch, dass die Kühlkette, etwa bei einem Pharma-Transport, nicht durch das Öffnen der Türen versehentlich unterbrochen wird.“
Mehr als 50 Patente hält Hesterberg & Söhne, und diese Innovationen sind notwendig, damit das mittlerweile 235 Jahre alte Unternehmen mit seinen 85 Mitarbeitern auch in Zukunft bestehen kann, meint Miesen. „Nur mit Lkw-Verschlüssen würden wir das nicht schaffen.“
Kunden der Ennepetaler sind die großen Trailerproduzenten wie Krone, Schmitz und Kögel, aber auch kleinere Hersteller und Spediteure. Neben Verschlüssen und Rungen, den Streben zwischen Boden und Dach, sind Hecktüren, Bordwände, Rahmen und Aufbauten im Angebot.
Wurden früher nur Einzelkomponenten geliefert, geht der Trend jetzt zu sogenannten Kits: kompletten Pritschenaufbauten inklusive Rahmen, Bordwänden und Planen. Rund eine Woche brauchen die Mitarbeiter, um so ein Kit zusammenzustellen. Das geschieht meist in erfahrenen Zweierteams.
Immer öfter sind die Teile aus Aluminium. Das spart Gewicht, aber nicht an der Sicherheit. „Wir testen alle Produkte, bevor sie auf die Straße gehen, auf Korrosion und den harten Praxisgebrauch hin“, sagt Miesen.
Navi lotst Lastwagen so, dass der garantiert nicht aneckt
Auch da arbeitet die neunköpfige Entwicklungsabteilung mit. Und die nutzt modernste Technologien. Der 3-D-Drucker ist für Abteilungsleiter Michael Klatt längst eine Selbstverständlichkeit: „Wir können damit sogar komplexe Bauteile innerhalb eines Tages herstellen. Die Entwicklungszeiten sind rapide gesunken, und die Genauigkeit ist gestiegen.“
Auf dem Weg zum intelligenten Lkw-Zubehör setzt er – in Zusammenarbeit mit einem Partnerunternehmen – auf die rechnergestützte Telekommunikation. Beim Dachhubsystem sind die nächsten Schritte bereits in Planung. Klatt: „Die aktuelle Fahrzeughöhe soll als genauer Zahlenwert im Cockpit angezeigt werden. Und verknüpft mit dem Navi könnte der Fahrer sich eine passende Route anzeigen lassen.“ Damit er nicht stecken bleibt …