Mainz. Die einen verfeinern mit ihr Salate, die anderen schrubben damit das Bad. Die Rede ist von Essig-Essenz, also verdünnter Essigsäure. Produziert wird der Alleskönner („Surig“) vom Säuerungsmittel-Spezialisten Speyer & Grund. Sein Produkt führt den deutschen Markt an. „Wir produzieren über 20 Millionen Flaschen im Jahr“, sagt Geschäftsführer Manfred Backes.

Während man das Mittel in Ostdeutschland besonders zum Würzen schätzt, verwenden es Süd- und Westdeutsche eher zum Reinigen. Das haben Marktforschungen ergeben. Mit Wasser verdünnt lassen sich Küchengeräte entkalken, Schimmel beseitigen und Arbeitsflächen desinfizieren. „Was mit Händen und Essen in Berührung kommt, reinigen viele lieber mit einem Mittel, das selbst zum Verzehr geeignet ist“, so der Chef.

Vor genau 150 Jahren in Frankfurt gegründet, hat das mittelständische Unternehmen heute seinen Hauptsitz in Mainz. Genau dort am Rhein also, wo die verzehrbare Essig-Essenz im Jahr 1876 einst erfunden wurde. Einem Betrieb im Ortsteil Mombach war es gelungen, erstmals mit einem neuen Verfahren Essigsäure für Speiseessig zu produzieren – und zwar auf Basis von Holz. „Bei der Verkohlung fällt als natürliches Nebenprodukt Holzessig an“, erklärt Backes. Die Anwendung ist vielfältig. Denn Essigsäure aus Holzessig ist farblos und frei von Nebenaromen – im Gegensatz zu Gärungsessig, der aus biologischer Gärung von Früchten oder Alkohol gewonnen wird.

Speyer & Grund übernahm damals den Vertrieb für die Mombacher und machte die Essig-Essenz zum Küchenschlager. Produziert wird seit 20 Jahren im sächsischen Meerane. Hochmoderne Anlagen füllen dort pro Stunde bis zu 19.000 Flaschen ab.

Eine rasante Entwicklung: „In den 80er-Jahren haben wir noch in einer kleinen Werkhalle in Frankfurt produziert“, erzählt Erwin Angermund, technischer Leiter. „Da wurden die Flaschen per Hand abgefüllt und verschraubt.“ Der 60-Jährige arbeitet seit 32 Jahren für das Unternehmen und betreut inzwischen die Abfüllanlagen. Der nötige Rohstoff wird bis heute zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen.

Übrigens: Ihren Markennamen erhielt die Mainzer Essig-Essenz erst im Jahr 1973. „Surig“ leitet sich aus dem Plattdeutschen ab und bedeutet sauer.

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