Hannover. Wer investieren will, braucht Geld. Und an das kommen Mittelständler nicht so leicht heran. Jedenfalls „nicht so einfach, wie man es sich manchmal wünscht“, sagt Rolf Schwarzer geradeheraus. Er ist Geschäftsführer der Spedition Schwarzer in Steinfeld bei Oldenburg. Er und sein Bruder führen in vierter Generation ein Transportunternehmen mit etwa 300 Beschäftigten.
„Wir wollen nicht mehr nur Frachtführer sein. Wir wollen zum Logistikdienstleister werden“, erklärt Schwarzer. Dafür mussten neue Lagerflächen und sogenannte Absackanlagen her, um Materialien umfüllen zu können.
Das Modell ist bundesweit einmalig
Das erforderte aber eine große Investition – zu groß für den Familienbetrieb. Deshalb suchten die Brüder den Kontakt zur Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen (BGN). Und bekamen die nötige finanzielle Unterstützung.
Die BGN hat der Arbeitgeberverband Niedersachsenmetall gemeinsam mit dem Land Niedersachsen und der landeseigenen NBank aufgelegt – als Fonds für Beteiligungskapital. Kleine und mittlere Unternehmen können mit Finanzmitteln von ihm für ein paar Jahre ihr Eigenkapital stärken. Auf diese Weise übernimmt der Verband bei Firmen, die mindestens fünf Jahre auf dem Markt sind, die Rolle als Co-Investor. Niedersachsenmetall hat sich mit 10 Millionen Euro am Fonds beteiligt. Das bundesweit einmalige Modell steht nicht nur Metall- und Elektro-Firmen offen, sondern allen Unternehmen in Niedersachsen.
140 Mitarbeiter kümmern sich um 8,7 Millionen Kleiderbügel
Spediteur Schwarzer investierte das Geld unter anderem in eine Kühlhalle, die sofort Aufträge brachte. Und er profitierte von einem Zusatzeffekt: „Wenn das Land Niedersachsen einem vertraut, glauben auch Kunden und Lieferanten an unsere Ideen“, freut sich Schwarzer. Zudem lernte er über die BGN andere Unternehmer kennen.
Das bescherte ihm Speditionsaufträge von der Firma Timmer ETS. Das Unternehmen in Nordhorn organisiert seit über 20 Jahren den Kreislauf von Kleiderbügeln. „Wir holen die Kleiderbügel großer Einzelhändler zu uns, überprüfen sie, verpacken sie sortenrein und liefern sie an die Bekleidungshersteller“, erklärt Geschäftsführer Jan Timmer. 140 Mitarbeiter kümmern sich um etwa 8,7 Millionen Kleiderbügel.
„Wir haben Adidas als Kunden gewonnen – ein Wahnsinnserfolg“
Doch der Firmenchef sah auf dem Gebiet keine Wachstumschancen. Er entschied mit Prokuristin und Ehefrau Tanja Timmer, in die Textilveredelung einzusteigen. „Wir wollten Textilien verkaufsfertig anbieten, die Ware aufbügeln und mit Sicherungs- und Preisetiketten versehen.“ Das erforderte Investitionen. Als Timmer loslegte, stieß er auf den Fonds, „genau zum richtigen Zeitpunkt“.
Auch ihm half die BGN. Schon bald erntete Timmer ETS erste Früchte. Die Firma gewann den Sportartikelhersteller Adidas als Kunden. „Das ist ein Wahnsinnserfolg für uns“, freut sich Timmer. „Ich kann nur jedem Unternehmer empfehlen, mit neuen Ideen auf die BGN zuzugehen. Uns hat das einen Riesenschritt vorangebracht.“