Als kleines Mädchen träumte Chantal Rehbein nicht davon, Prinzessin zu werden. Oder Tierärztin oder Polizistin. Sie wollte dahin, wo der Papa arbeitet. Hat geklappt: Sie macht ihre Ausbildung bei der BILSTEIN GROUP in Hohenlimburg.

Ihr Vater ist Industriemechaniker in dem Kaltwalzunternehmen. Für sie war das nichts. „Er muss oft in der Höhe arbeiten. Ich habe Höhenangst“, sagt die 19-Jährige. Zu ihrem Glück gibt es sieben Ausbildungsberufe dort: Als eine von zwölf Azubis Verfahrenstechnologie Metall trat sie 2022 in Papas Fußstapfen.

Entspanntes Kennenlernen von Betrieb und Kollegen

Los ging es mit Kennenlerntagen im Betrieb und Azubifahrt. „Das waren drei super Tage mit allen zusammen“, schwärmt die Hohenlimburgerin. Dass sie als eine von nur zwei weiblichen Azubis im gewerblichen Bereich relativ allein dasteht, stört sie nicht. „Ob Mann oder Frau spielt hier keine Rolle, wenn man lernen will. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, weil es Spaß macht.“ 

Das erste Ausbildungsjahr hat sie in der Lehrwerkstatt verbracht: drehen, fräsen, schweißen, 3-D-Druck. Zurück im Betrieb wechselte sie im Zwei-Wochen-Rhythmus an alle Anlagen. Dabei hat Rehbein die Vielfältigkeit des Berufs und des Materials kennengelernt. Die Verfahrenstechnologen bedienen die Scheren und Walzen, auf denen die kaltgewalzten Stahlbänder für die Automobil- und Bau-Industrie, für Werkzeuge, Sägen oder Skalpelle produziert werden. „Das ist viel mehr als nur ein paar Knöpfe drücken“, sagt die angehende Fachfrau. Es gebe viele Güten und Dicken beim Material. „Man muss auf die Oberflächen achten, auf kleinste Unreinheiten. Kantenrisse müssen vermieden werden, die Temperatur muss stimmen“, nennt sie nur einige der Anforderungen.

Vom Steuerstand aus alles im Griff

Jetzt wird sie an der Vorwalze eingearbeitet, an der sie auch die Abschlussprüfung machen wird. „Der Walzbereich macht mir am meisten Spaß. Es ist faszinierend, welche Kräfte da wirken.“ Hier wird der Stahl so verformt, wie man ihn braucht – Fehler lassen sich nicht rückgängig machen. Der Steuerstand vermittelt eine Ahnung von der Technik dahinter. Know-how, Erfahrung und Gefühl fürs Material müssen die Bediener mitbringen und sich erarbeiten. „Am Anfang erschlägt es einen schon“, sagt die junge Frau, „aber man findet sich rein.“ Und dann gibt es ja auch noch die Kollegen. „Egal, wie oft man fragt, man bekommt immer eine vernünftige Antwort.“

Wenn es doch mal hakt, hilft außerdem der Werksunterricht. „Und auch die Meister nehmen sich viel Zeit“, sagt sie. Es sei wie in einer großen Familie – aber eben mit mehr als nur dem Papa. 

Drei Fragen an...

Chantal Rehbein

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Durch meinen Vater. Und weil ich schon immer was mit den Händen machen wollte.

Was reizt Sie am meisten?

Die Erfahrungen und das Miteinander hier. Und ich habe Lust darauf, mich mit technischen Dingen zu beschäftigen.

Worauf kommt es an?

Auf Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit. Höflichkeit und ein respektvoller Umgang mit den anderen sind wichtig.

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

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