Bogen. Bei Schnupp stehen die Zeichen auf Expansion. Der Hersteller von Hydraulikaggregaten, Hubgestellen und Pressen aus dem niederbayerischen Bogen bei Straubing plant die größte Erweiterung seiner 36-jährigen Firmengeschichte. Firmenchefin Carmen Schnupp träumt von einer Art Campus mit modularen Hallen. Und alles wird aus Eigenmitteln finanziert.

Das Unternehmen hat ein Rekordjahr hinter sich. Und es stellt weiter Mitarbeiter ein. Seit 2011 wuchs die Beschäftigtenzahl von etwa 120 auf 160.

Alles bestens also. Und das wenige Jahre, nachdem die Mitarbeiter um ihre Jobs gebangt hatten. Carmen Schnupps Bruder Florian, der das Familienunternehmen übernehmen sollte, war 2011 bei einem Unfall ums Leben gekommen. Eine Katastrophe – für die Familie und für den Betrieb!

Carmen, damals erst 26 und Einkäuferin im Münchner Forschungs- und Innovationszentrum von BMW, entschied sich fast über Nacht, die väterliche Firma weiterzuführen. Eigentlich hatte sie ganz andere Pläne. Sie wollte Karriere bei BMW machen.

Die soziale Verantwortung für die Mitarbeiter gab den Ausschlag

Es sei die soziale Verantwortung, die sie für die Mitarbeiter empfinde, die damals den Ausschlag für ihre Entscheidung gegeben habe, sagt sie. Geholfen hat ihr, dass sie den Übergang relativ fließend gestalten konnte.

BMW zeigte sich flexibel: Sie arbeitete in Teilzeit. Das gab Schnupp die Möglichkeit, sich nebenher im elterlichen Betrieb einzuarbeiten. „Bei BMW wusste ich, was ich tat und war voll drin. Hier bei Schnupp sollte ich entscheiden, kannte mich aber fachlich teils schlechter aus als die Mitarbeiter“, erklärt sie das größte Problem.

Seit Januar 2014 ist Carmen Schnupp bei BMW ganz raus und Geschäftsführerin bei Schnupp. Ihre Eltern sowie der familienfremde Prokurist unterstützen sie in der Geschäftsführung. Im Laufe der Zeit übernimmt sie immer mehr Verantwortung.

Bei Schnupp herrscht ein sehr offenes Klima. Die Türen sind stets auf. Man duzt sich. Viele Mitarbeiter kennen die Chefin schon seit deren Kindheit. Die Fluktuation ist extrem gering. Konflikte mit dem Vater? „Wir ticken sehr ähnlich“, sagt Carmen. Wenn man anderer Meinung sei, diskutiere man das eben aus.

Geholfen hat der Diplom-Ingenieurin nach ihrer eigenen Einschätzung, dass sie Technikerin ist und nicht besserwisserisch aufgetreten ist. Die Mitarbeiter zogen mit. Auch die Geschäftspartner, mit denen teilweise jahrzehntelange Geschäftsbeziehungen bestehen, hielten Schnupp die Treue.

Die sehr komplexen Hydraulik-Pressen oder Hubgestelle und Steuerblöcke gehen an Kunden aus der Automobil-Industrie wie Audi, BMW oder Daimler, aber auch an Baumaschinen-Hersteller wie Sennebogen und Liebherr.

Das Know-how ist nicht verpflanzbar

„Häufig verlangen diese hochflexible und individuelle Lösungen und fordern sogar einen ganz bestimmten Mitarbeiter von uns an“, sagt Carmen Schnupp. Vieles wird im Unternehmen entwickelt, auch in Kooperation mit Kunden, Schulen und Hochschulen. Das Know-how sei nicht verpflanzbar.

Über den erfolgreichen Generationswechsel freuen sich nicht nur die Eltern, Mitarbeiter, Kunden und Carmen Schnupp selbst. Die reibungslose Unternehmensnachfolge unter so schwierigen Bedingungen fand auch in der Öffentlichkeit große Anerkennung: Die Firma Schnupp erhielt in diesem Jahr den Bayerischen Gründerpreis in der Kategorie „Nachfolge“.

Persönlich

Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Beruf?
Die Entwicklung in Politik, Wirtschaft und Bildung richtig vorauszusehen, um unsere Strategie danach auszurichten. Wenn man immer macht, was gerade alle machen, wird man bestenfalls durchschnittlich vorankommen.

Was reizt Sie am meisten?
Den guten Ruf der Firma bei den Kunden und bei aktuellen und potenziellen Mitarbeitern ausbauen.

Worauf kommt es an?
Ehrliches und konstruktives Miteinander ist die Basis guter Zusammenarbeit, sowohl intern als auch mit den Kunden. Wir wollen langfristigen Erfolg, nicht kurzfristigen Profit.