Fachverstand, leistungsfähige Anlagen und der Wille zu helfen sind da: Firmen in Bayern liefern nicht nur erprobte Medizintechnik. Sie stellen auch viele Produkte zur Behandlung von Covid-19-Patienten her. In der Krise vollzogen viele Werke einen Schwenk – und fertigen statt Komponenten für die Industrie die jetzt überall dringend benötigte Schutzausrüstung.
Medizintechnik: Apparate prüfen Funktion der Lunge
Millionen Patienten werden täglich damit untersucht und behandelt: Siemens Healthineers liefert technische Geräte und Lösungen für Ärzte und Kliniken, vom Röntgenapparat bis zu hochkomplexen Anlagen für OP-Säle. Ultraschallsysteme und Computertomografen kommen jetzt vor allem zum Einsatz, um Patienten mit drohendem oder akutem Lungenversagen zu überwachen. Innovationen auf Basis künstlicher Intelligenz (KI) helfen, schnell Schädigungen des Lungengewebes auf den Aufnahmen zu erkennen. Mithilfe digitaler Dienste können Pfleger die Geräte ortsunabhängig und ohne Infektionsrisiko bedienen.
Hygiene: Selbstfahrendes Putzgerät reinigt Böden
Siemens Industries hat einen intelligenten Roboter entwickelt, der mit zwei Vernebelungspistolen pro Stunde bis zu 36.000 Quadratmeter Fläche desinfizieren kann. Er wird aus der Ferne mit Kameras überwacht. Siemens konstruierte das Putzgerät in Rekordzeit mit dem chinesischen Hersteller Aucma, mit dem der Konzern ein Robotik-Labor betreibt. Neben Kliniken könnte das Gerät in Schulen, Büros, Behörden und Fabriken dafür sorgen, dass die Arbeit schnell wieder aufgenommen werden kann.
Infektionsschutz: Nanosilber killt Viren
Dort, wo sich viele Menschen treffen, ist Infektionsschutz jetzt besonders wichtig. Die RAS AG in Regensburg stellt Beschichtungen aus Nanosilber her. Die Keimabwehr wurde bereits an der Uniklinik Regensburg getestet. Neue Tests sollen nun zeigen, wie schnell und stark die Silberschicht gegen Corona wirkt, als zusätzlicher Schutz zu Reinigung und Desinfektion. Läden, Büros, Kliniken sowie der Nahverkehr haben das neue Material angefragt.
Maschinenbau: Anlagen weben Stoff für Mundmasken
Reißfeste Stoffe für Airbags oder kugelsichere Westen – auf Webmaschinen von Lindauer Dornier am Bodensee entstehen sonst solche technischen Textilien. Aus Baumwollgarn und Polyester lässt sich jedoch lebensrettender Mundschutz weben und anschließend in die gewünschte Form lasern, mit Vertiefungen zum Einlegen von Filtern und Ventilen sowie Silberfäden für zusätzlichen Schutz. Das Unternehmen unterstützt Kunden beim Umstellen der Produktion.
Labortechnik: Roboter sortiert Blutproben
Bluttests zum Nachweis von Covid-19 werden in Labors und Kliniken in der Regel von Hand durchgeführt. Das ist zeitaufwendig und äußerst monoton. Der Prozess lässt sich automatisieren. Mehrere Tausend Blutproben am Tag können etwa Roboter des Augsburger Herstellers KUKA sorgfältig sortieren. Mitarbeiter in den Labors werden so von einem enormen Arbeitsaufwand entlastet, auch das Personal in den Kliniken kann sich so auf anspruchsvollere Tätigkeiten abseits der Routine konzentrieren und hat im täglichen Hochbetrieb mehr Zeit für die Patienten.
Automobilbau: Werke fertigen Atemschutz
Automobilzulieferer Zettl aus Weng in Niederbayern stellt eigentlich Sitzbezüge her. Jetzt auch Schutzmasken, im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung. Auch Autohersteller BMW reagiert auf die Appelle der Politik und steigt im Werk Wackersdorf in die Produktion von Mund-Nasen-Masken ein, mit neuen Maschinen. Ziel sind 100.000 Masken am Tag, für Kliniken und auch für den Eigenbedarf. Denn läuft die Auto-Produktion wieder an, wird der Schutz für die Mitarbeiter gebraucht.
Beatmung: Sauerstoff ans Krankenbett
Gase von Linde in Pullach werden nicht nur in der Industrie, sondern auch im Gesundheitswesen eingesetzt, zur Beatmung, Narkose und in Messgeräten. Um die Versorgung sicherzustellen, kann online bestellt werden, rund um die Uhr. BMZ in Karlstein hat in der Coronakrise zudem die Fertigung von Akkus für die Medizintechnik hochgefahren, auf dringende Bitte der Hersteller von Beatmungsgeräten. Die Batterie-Packs von BMZ stecken sonst eher in Gartenscheren, Akkuschraubern oder Baumaschinen.