München. Thomas Grübler hat einen Plan: Der Geschäftsführer des Start-ups OroraTech will Waldbrände weltweit identifizieren – und zwar innerhalb weniger Minuten nach dem Ausbruch! Möglich machen könnten dies kleine, mit Infrarotkameras bestückte Satelliten. OroraTech hat sie selbst entwickelt und stellte sie nun auf der bayerischen „Spacenight“ den Fachkollegen vor. Zu ihr hatten die bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeberverbände bayme vbm bereits zum zweiten Mal eingeladen.

„Bayern greift nach den Sternen“, lautete das Motto der Veranstaltung. Im Zentrum stand, junge Gründer mit Traditionsfirmen zusammenzubringen. Zudem ging es darum, wie sich spezielle Raumfahrt-Technologien auch für den Alltag auf der Erde einsetzen lassen.

Waldbrände schnell löschen für den Klimaschutz

Zum Beispiel eben die Waldbrand- Beobachtung. Der Vorteil dieses Systems: Die Informationen sind viel schneller da als mit herkömmlichen Weltraumbildern. Die brauchen bis zu acht Stunden, um auf die Erde zu gelangen. Und: „Von Satelliten dieser Größe kann jede Rakete beim Start etwa 20 bis 50 ins All bringen“, sagt Geschäftsführer Grübler. Das spare enorme Kosten.

Etwa 100 Stück reichten, um die Erde lückenlos zu beobachten. Sie könnten zum Klimaschutz beitragen: „Waldbrände sind einer der größten Treiber des Klimawandels“, so Grübler. „Je schneller die Feuer entdeckt und gelöscht werden, desto weniger CO2 gelangt in die Luft.“

In der Branche herrscht Aufbruchstimmung wie einst im Wilden Westen

So wie viele große und kleine Unternehmen der Luft- und Raumfahrt-Industrie stammt auch OroraTech aus dem Raum München. Gerade in Bayern hat sich diese Branche in den zurückliegenden Jahrzehnten hervorragend entwickelt: Etwa 550 Unternehmen gibt es. Sie beschäftigen rund 60.000 Mitarbeiter, mehr als 28.000 in der Industrie. Und sie erwirtschaften ein Umsatzvolumen von rund 7 Milliarden Euro pro Jahr.

Dazu gehören natürlich auch internationale Player wie das Raumfahrtunternehmen OHB aus Oberpfaffenhofen. Es entwickelt und produziert unter anderem Satelliten wie „Galileo“. Timo Stuffler, Direktor Geschäftsentwicklung von OHB, sieht die Branche als boomenden Markt: „In den USA herrscht eine Aufbruchstimmung wie damals im Wilden Westen“, verglich er in seinem Vortrag. „Die Menschen wollen zum Mond und zum Mars fliegen, Milliardäre investieren hohe Summen und gehen richtig Risiken ein.“

Mit additiver Fertigung die Raumstation im All bauen

Leben im All – dafür hat Merlin Ipach von Hyperion Futuristics Antworten gefunden. Statt schwere Raumstationen ins All zu schicken, könnten etwa Roboter mithilfe additiver Fertigung die Stationen oben im All bauen.

Bereits ausgereift sind die Roboter des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR). Der deutsche Astronaut Alexander Gerst testete bei seinem Aufenthalt auf der Internationalen Raumstation ISS schon, die Roboter mit Befehlen vom All aus hier auf der Erde zu steuern. Mit Erfolg. Diese Technik erprobt das Institut für Robotik und Mechatronik am DLR auch für Serviceroboter: Sie könnten pflegebedürftigen Menschen helfen – und bei Bedarf etwa von Verwandten oder Pflegern aus der Ferne zusätzlich gesteuert werden.

Ferne Galaxien sind wie Trinkwassernetze in der Stadt

Methoden aus der Astrophysik setzt auch die Firma OmegaLambdaTec aus Garching ein – und zwar, um große Datenmengen zu analysieren. Geschäftsführer Rene Fassbender erklärt: „In der Astrophysik nutzt man seit Jahrzehnten Rechenmodelle, um Strukturen zu erkennen. Das übertragen wir auf aktuelle Probleme auf der Erde.“ So sei es beispielsweise ähnlich, Zusammenhänge in fernen Galaxien zu errechnen und die Parameter in großstädtischen Trinkwassersystemen zu untersuchen. Entsprechende Simulationsprogramme könnten so sehr schnell leckende Rohre ausfindig machen.

Unbemannte Flugobjekte spüren Verletzte auf

Das Start-up HAT.Tec wiederum setzt auf unbemannte Flugobjekte. Diese sollen etwa in einer Rettungsstaffel Hubschrauber begleiten, bei denen nach wie vor ein Mensch am Steuer sitzt. Der Vorteil der zusätzlich unbemannten Flotte: Sie können bei der Bergrettung auch in Höhen und tiefe Schluchten gelangen, die für den Hubschrauber zu gefährlich sind.

Dadurch decken sie ein viel breiteres Suchfeld ab – und spüren die verletzte Person schneller auf. Das kommt natürlich den Geretteten zugute, spart aber auch eine Menge Geld. Denn gerade Hubschraubereinsätze sind richtig teuer. Und damit die Flugobjekte zudem spritsparend fliegen, könnten sie etwa aus Material des Start-ups Blackwave bestehen: Dies stellt superleichte Carbonstrukturen her.