Neckarsulm. Mahmut Yildiz (40) hat viele Ideen. Eine von ihnen hat voll eingeschlagen! Der Karosseriebauer bei Audi in Neckarsulm hatte sich gefragt, warum in Diesel- und Benzinmodelle des A 4 unterschiedliche Wärmedämmungen eingebaut werden – wo doch die im Diesel eindeutig besser und billiger war.
Logische Folge: Yildiz schlug vor, in beide Modelle die gleichen Matten zu montieren. Geprüft und angenommen – die Firma spart damit viel Geld, in der Herstellung wie in der Logistik. 10 Prozent der jährlichen Ersparnis erhält Yildiz als einmalige Prämie.
„Wie viel das genau ist, möchte ich nicht sagen – aber ich bin stolz darauf, mit meiner Idee etwas verbessern zu können“, sagt der gebürtige Türke, der seit 1984 in Heilbronn wohnt und fünf Jahre später bei Audi als Azubi anfing.
Allein 2012 flossen fast 7 Millionen Euro Prämie für die Geistesblitze
Yildiz’ Vorschlag wurde kürzlich vom Unternehmen als einer der besten des Jahres 2012 ausgezeichnet. Konkurrenz gab es reichlich: Mehr als 28 000 Ideen hatten rund 21.000 Mitarbeiter an den Standorten Neckarsulm und Ingolstadt eingereicht. Etwa 16.000 Anregungen hat der Autobauer umgesetzt, dadurch 71 Millionen Euro gespart. Knapp 7 Millionen Euro flossen als Prämie an die Ideeneinreicher.
„Fast jeder zweite unserer rund 50.000 Mitarbeiter hat sich beteiligt, damit sind wir sehr zufrieden“, sagt Hendrik Michael, der bei Audi die „Ideen-Agentur“ leitet. Dieser Abteilung, früher „Vorschlagswesen“ genannt, geht es nicht nur um Einsparungen: „Ideen sind für die Beschäftigten eine Möglichkeit, Audi mitzugestalten“, sagt Michael. Die Ideen-Agentur begleitet den Prozess von der Eingabe in den PC bis zu ihrer Umsetzung. Dabei legt sie Wert auf Transparenz: Jeder Vorschlag ist per Intranet einsehbar.
Vorgesetzte werden geschult, denn Führungskräfte sollten signalisieren: „Jawohl, wenn dir was Gutes einfällt, dann machen wir das auch“, erklärt Michael. Audis Ideenmanagement wurde schon mehrfach vom Deutschen Institut für Betriebswirtschaft als bestes der Branche ausgezeichnet.
Dieses Frankfurter Institut führt schon lange Statistiken zum betrieblichen Vorschlagswesen. Demnach machen bei deutschen Autoherstellern im Schnitt jedes Jahr von jeweils 100 Mitarbeitern 35 mit – und liefern 60 Vorschläge ab. Bei den Autozulieferern ist man sogar noch kreativer: Hier beteiligen sich von jeweils 100 Mitarbeitern 74 – mit 254 Vorschlägen.
Audi-Ideenmanager Michael möchte die Beteiligung sogar noch steigern, „möglichst alle Mitarbeiter einbinden“. Natürlich sollten Vorschläge umsetzbar sein und einen echten Nutzen bringen. Ist eine Idee für die Firma mehr als 30.000 Euro wert, wird darüber von einer paritätisch besetzten Kommission aus Unternehmensvertretern und Betriebsrat entschieden.
Selbst der Vorstand wird jeden Monat über neue Ideen informiert. Auch das motiviert: Yildiz macht sich ständig Gedanken, was man noch verbessern könnte. Das zahlt sich für ihn vielfach aus: Der Karosseriebauer wird jetzt zum Gruppenleiter qualifiziert.