Wer den Schaden hat, muss sich bekanntlich um den Spott nicht sorgen. Gut, wenn man in einem solchen Fall wenigstens richtig versichert ist. „Viele Menschen haben aber Lücken im Versicherungsschutz“, sagt Versicherungsexperte Thorsten Rudnik, Berater bei den Verbraucherzentralen. Natürlich braucht nicht jeder Mensch jeden Schutz. Es hängt immer von der individuellen Lebenslage ab. Der Experte erklärt, welche der gängigen Policen wirklich wichtig sind.
Haftpflichtversicherung: Ein absolutes Muss
Wenn man anderen Leuten versehentlich einen Schaden zufügt, muss man diese Kosten selbst tragen, sofern keine Haftpflichtversicherung vorhanden ist. Das kann manchmal in die Millionen gehen, beispielsweise wenn man mit dem Fahrrad einen Passanten erfasst und derjenige hinterher im Rollstuhl sitzt. Hier springt dann die Versicherung ein. Außerdem wehrt der Versicherer unberechtigte oder zu hohe Forderungen ab, wenn also andere Leute Geld fordern, das ihnen nicht zusteht.
Kosten: Für einen Single 50 bis 60 Euro pro Jahr, für Paare oder Familien 80 bis 100 Euro pro Jahr.
Einschätzung von Thorsten Rudnik: „Diese preiswerte Versicherung braucht absolut jeder.“ Wenn sich Paare trennen, muss jeder Partner wieder einen eigenen Vertrag abschließen. Volljährige Kinder benötigen ebenfalls einen eigenen Vertrag, sobald sie ihre erste Berufsausbildung abgeschlossen haben.
Berufsunfähigkeitsversicherung: Für Berufstätige absolut empfehlenswert
Die Versicherung zahlt Arbeitnehmern eine monatliche Rente, wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in seinem erlernten Beruf arbeiten kann. Seit vielen Jahren warnen Experten, dass rund ein Viertel aller Berufstätigen im Lauf ihres Lebens berufsunfähig wird. Diese Zahl wurde kürzlich in einer aktuellen Analyse der Deutschen Aktuarvereinigung nochmals bestätigt. Der Verband vertritt über 5.000 Finanz- und Versicherungsmathematiker.
Kosten: Die Prämien werden individuell berechnet und hängen vom Alter, dem Gesundheitszustand, dem Beruf, der Laufzeit und der Höhe der vereinbarten Rente ab. Ein 35-jähriger Maschinenbau-Techniker, der sich bis zum 67. Lebensjahr versichern möchte und eine Rente von 1.500 Euro im Monat erhalten will, zahlt rund 80 bis 90 Euro pro Monat.
Einschätzung des Versicherungsexperten: „Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist für jeden empfehlenswert, der von seiner Arbeitskraft leben muss.“ Ohne entsprechenden Versicherungsschutz ist man im Ernstfall meist auf Sozialleistungen angewiesen.
Risikolebensversicherung: Unverzichtbar, um Kinder und Partner abzusichern
Diese Art der Versicherung sorgt für Kinder und Partner, indem eine vereinbarte Versicherungssumme an die Hinterbliebenen ausgezahlt wird, wenn die versicherte Person stirbt. Lesen Sie auch auf aktiv-online.de: Wann und wie man Angehörige über eine Risikolebensversicherung finanziell absichern kann.
Kosten: Die Prämien hängen unter anderem von der Auszahlungssumme, der Laufzeit, dem Alter und dem Beruf ab. Beispiel: Ein 35-jähriger Maschinenbautechniker, Nichtraucher, zahlt bei einer Versicherungssumme von 200.000 Euro und einer Laufzeit von 25 Jahren einen Jahresbeitrag von etwa 150 bis 170 Euro.
Versicherungsexperte Rudnik sagt dazu: „Unverzichtbar für Alleinerziehende und Familien, damit die Kinder und gegebenenfalls der Partner zumindest finanziell abgesichert sind.“ Bei Paaren ohne Kinder ist der Schutz normalerweise nur sinnvoll, wenn ein Partner finanziell nicht auf eigenen Beinen stehen kann. Zur Absicherung eines Immobilienkredits ist eine (zusätzliche) Police empfehlenswert, damit der Partner oder die Kinder eine Immobilie im Ernstfall nicht verkaufen müssen. Singles ohne Kinder brauchen diese Versicherung nicht.
Auslandsreise-Krankenversicherung: Für Auslandsreisen empfehlenswert
Diese Versicherung springt ein, wenn man auf Reisen einen Unfall hat oder schwer erkrankt, vielleicht sogar ins Krankenhaus muss. Dann zahlt die Auslandsreise-Krankenversicherung die Behandlung. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt diese Kosten oft nur teilweise oder gar nicht. Außerdem bezahlt die Auslandsreise-Krankenversicherung den teuren Krankenrücktransport. Der ist immer dann wichtig, wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit normalen Verkehrsmitteln nach Hause zurückreisen kann. Solche Versicherungen werden auch von der eigenen Krankenkasse oder vom ADAC angeboten.
Kosten: Einzelperson um 10 Euro pro Jahr, Familien etwa 20 Euro pro Jahr.
Einschätzung des Experten Rudnik: „Diese Versicherung ist äußerst preiswert und bringt im Ernstfall extrem viel.“ Wer ins Ausland reist, sollte einen solchen Vertrag haben.
Rechtsschutzversicherung: Nur empfehlenswert, wenn man Ärger erwartet
Wenn bei Streitigkeiten ein Gerichtsverfahren nötig wird, zahlt die Rechtsschutzversicherung die Kosten für Anwälte, Sachverständige und natürlich das Gericht. Eine reine anwaltliche Beratung ist aber in der Regel nicht abgedeckt. Außerdem sind immer nur bestimmte Bereiche versichert, beispielsweise Miet-Streitigkeiten, berufliche Konflikte, Auseinandersetzungen nach Verkehrsunfällen oder bestimmte private Streitigkeiten. Wichtig zu wissen: Trennung oder Scheidungskosten, Unterhalts- und Erbstreitigkeiten sind beim Privatrechtschutz nicht abgedeckt. Die einzelnen Bausteine können aber miteinander kombiniert werden.
Kosten: Ein Kombipaket mit allen Bausteinen kostet rund 300 Euro pro Jahr. Beteiligt man sich bis zu einem bestimmten Betrag an den Kosten (Selbstbeteiligung) wird es deutlich günstiger.
Einschätzung des Versicherungsexperten: „Eine Rechtsschutzversicherung ist meist verzichtbar, da die meisten Streitigkeiten überhaupt nicht vor Gericht ausgetragen werden.“ Empfehlenswert ist diese Police nur dann, wenn man in einem bestimmten Bereich absehbar mit größerem Ärger rechnet, beispielsweise bei Auseinandersetzungen mit dem Vermieter oder dem Arbeitgeber. Da man den Schutz nur sehr selten braucht, ist eine eher hohe Selbstbeteiligung (zum Beispiel 500 Euro) sinnvoll, um die Prämie möglichst niedrig zu halten.
Hausratversicherung: Nur bei wertvollem Inventar empfehlenswert
Diese Sachversicherung ersetzt die Kosten für neue Möbel und andere Haushaltsgegenstände, wenn das Wohnungsinventar beispielsweise nach einem Brand oder einem Leitungswasserschaden zerstört oder von Einbrechern gestohlen wurde.
Kosten: Der Preis richtet sich nach dem Wohnort und dem Neuwert der Einrichtung. Die meisten Haushalte zahlen etwa 100 bis 150 Euro pro Jahr.
Einschätzung von Thorsten Rudnik: „Eine Hausratversicherung ist nicht absolut notwendig, aber vor allem bei hochwertigen Möbeln, teurer Unterhaltungselektronik und anderen kostspieligen Dingen in der Wohnung sinnvoll.“ Wer kaum etwas Wertvolles hat und die neue Einrichtung im Ernstfall auch selbst bezahlen könnte, braucht diese Versicherung nicht unbedingt.
Wohngebäudeversicherung: Keine Immobilie ohne diese Versicherung
Diese Versicherung ersetzt die Kosten, wenn die Immobilie beispielsweise durch einen Brand, einen Sturm oder auch durch austretendes Leitungswasser beschädigt oder im Extremfall sogar total zerstört wurde. Ohne Versicherung droht im schlimmsten Fall der Totalverlust der Immobilie, und damit für viele Eigentümer der finanzielle Ruin.
Kosten: Unterschiedlich, je nach Wohnort, Größe und Wert der Immobilie. Kombi-Wohngebäudeversicherung plus Elementarschadenversicherung für Einfamilienhäuser oft um 700 Euro pro Jahr, Neubauten sind dagegen deutlich günstiger.
Einschätzung des Experten: „Jeder Immobilienbesitzer sollte diese Police unbedingt haben.“ Empfehlenswert ist die Kombination mit einer Elementarschadenversicherung, die auch Schäden durch Starkregen und Ähnliches abdeckt. Wer einen Öltank hat, benötigt zudem eine Gewässerschaden-Haftpflichtversicherung, die zahlt, wenn auslaufendes Öl die Umwelt vergiftet, denn auch solche Schäden können teuer werden.
Tierhalterhaftpflichtversicherung: Für größere Tiere unverzichtbar
Sie ersetzt Schäden, die das versicherte Tier bei anderen anrichtet. In einigen Bundesländern ist eine Hundehalterhaftpflicht sogar vorgeschrieben.
Kosten: Für Hunde zum Beispiel 60 Euro pro Jahr, für Pferde um die 130 Euro.
Einschätzung von Thorsten Rudnik: Für Hunde- und Pferdehalter ist der Versicherungsschutz absolut unverzichtbar. Wenn ein Hund beißt oder ein Pferd tritt, kann das zu langwierigen und damit teuren Gesundheitsschäden führen. Der Halter haftet dabei für alle Schäden, die sein Tier anrichtet, auch wenn er überhaupt keine Schuld daran hat. Lesen Sie deshalb auf aktiv-online.de: Wann eine Tierhalterhaftpflicht nötig ist. Kleintiere (Katzen, Vögel, Nager) sind normalerweise über die private Haftpflicht abgedeckt, die sowieso jeder haben sollte. Halter von Exoten sollten nachfragen, ob das Tier mitversichert ist oder extra versichert werden muss.
Silke Becker studierte Soziologie, BWL, Pädagogik und Philosophie. Seit ihrem Abschluss arbeitet sie als Redakteurin und freie Journalistin. Außerdem hat sie mehrere Bücher veröffentlicht. Am liebsten beschäftigt sie sich mit den Themen Geld, Recht, Immobilien, Rente und Pflege.
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