Es kann in einem Meeting passieren. Beim Essen. Oder während der normalen Arbeit: Der Melder am Gürtel von Jenny Gebhart kann jederzeit piepsen. Ist das nicht beunruhigend? „Nein“, sagt sie lachend, „man gewöhnt sich daran! Ich bin da inzwischen total gelassen.“ Gebhart ist beim Pharmahersteller Takeda in Singen Administratorin fürs Dokumentenmanagement. Und nebenbei bei der Werkfeuerwehr.

„Schon ganz früher war es mein Traum, Feuerwehrfrau zu sein“, verrät die 27-Jährige beim aktiv-Besuch – und zeigt stolz das nagelneue Gebäude der Werkfeuerwehr.

Rund 3,5 Millionen Euro hat das Unternehmen investiert, um Top-Bedingungen zu schaffen. Hier gibt’s zum Beispiel eine Schlauchpflege, eine Atemschutzwerkstatt, Schulungs- und Aufenthaltsräume sowie Schlafräume für die Hauptamtlichen, die nachts Bereitschaft haben.

Die Helfer sind auch mal außerhalb des Werks im Einsatz

In der Feuerwehr-Kleidung fühlt sich Gebhart in ihrem Element. Warum eigentlich? „Die Feuerwehr ist Abwechslung, Technik, Adrenalin und Helfen zugleich. Als Zusatz haben wir eine tolle Gemeinschaft, auf die man sich zu jeder Zeit verlassen kann.“ Wir, das sind 14 haupt- und 32 nebenberufliche Feuerwehrleute. Die Nebenberufler haben normale Jobs quer durchs Unternehmen. Bis der Melder piepst: Dann hasten sie aus dem Meeting, lassen Gesprächspartner stehen oder Arbeitswerkzeug liegen. „Die Kollegen haben dafür eigentlich immer Verständnis“, sagt Gebhart.

Logisch. Denn die Hilfe der Einsatzkräfte kann jeder mal brauchen, nicht nur im Brandfall. Sie sind auch blitzschnell da, wenn es eine andere Gefahrensituation gibt oder Kollegen plötzlich Gesundheitsprobleme haben. Und: Sie rücken auch aus, wenn in der Umgebung zusätzliche Kräfte gebraucht werden! So war die Werkfeuerwehr zum Beispiel mit im Einsatz, als die Innenstadt von Singen wegen eines Giftgas-Alarms evakuiert werden musste.

„Uns wird aber auch nicht langweilig, wenn es mal keinen Einsatz und keine Übung gibt“, erklärt Kommandant Pasquale Musacchio. Dann warten die Mitarbeitenden der Werkfeuerwehr die Brandmeldeanlagen und Löschanlagen und kümmern sich um den baulichen, technischen und organisatorischen Brandschutz. Die Werkfeuerwehr ist auch verantwortlich für die Reinigung und Prüfung der Atemschutztechnik, die in der Produktion im Einsatz ist. Und das sind nur einige Arbeiten, die von der Werkfeuerwehr außerhalb des Einsatzdienstes geleistet werden.

Lange hätte Jenny Gebhart nicht gedacht, dass sie tatsächlich mal Feuerwehrfrau werden wird. Oder dass sie überhaupt in ihrem jetzigen Job landet. „Ich habe eigentlich Bäckerei-Fachverkäuferin gelernt“, erzählt sie. „Aber das war dann doch nicht so mein Ding.“ Also kam sie zu Takeda. Und das erwies sich als Volltreffer.

Die junge Frau hilft auch nach Feierabend

Erst war Gebhart für die optische Kontrolle von Arzneimitteln zuständig. „Und ich fand es toll, wie viele Weiterbildungsmöglichkeiten es im Unternehmen gibt.“ Inzwischen hat sie zusammen mit einer Kollegin eine andere wichtige Rolle: Sie koordiniert als DMS-Administratorin die Ablage sämtlicher digitaler Dokumente wie Arbeitsvorschriften oder Validierungen. Wenn sie nicht mit Blaulicht unterwegs ist, denn das ist sie inzwischen auch noch bei der Freiwilligen Feuerwehr Gottmadingen.

Dann ist eben wieder die Helferin in ihr gefragt. Und ihr technisches Wissen. Ob es um die Anwendung der Rettungsschere geht, der Wärmebildkamera oder des Defibrillators: „Irgendwann kann man Dinge, die man früher nicht für möglich gehalten hätte.“

Das Unternehmen

Takeda ist ein global operierendes Pharmaunternehmen, das die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen mit Arzneimitteln und Impfstoffen verbessert.

An vier deutschen Standorten arbeiten rund 2.300 Beschäftigte, 1.200 davon in Singen: Das Werk ist etwa der weltweit einzige Takeda-Standort zur Herstellung eines Impfstoffs gegen eine Tropenkrankheit.

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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