Deutsche Verwaltungsgerichte, die in diesen Wochen Diesel-Fahrverbote verhängen, fügen in der Urteilsbegründung lange Zahlenkolonnen an: Die Resultate innerstädtischer Luft-Messstationen liegen meist erheblich über 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid im Jahresdurchschnitt.

Doch warum wird dieser EU-Grenzwert am Stachus in München überschritten –nicht aber am Stephansplatz in Wien? Oder in Athen, alles andere als ein Luftkurort?

Die Antwort zeigt, welche fatale Wirkung übertriebene deutsche Gründlichkeit entfalten kann: In bester Absicht wurden viele Messstationen falsch aufgestellt. Die EU schreibt vor, dass in mindestens 25 Meter Entfernung zur nächsten verkehrsreichen Kreuzung gemessen werden muss. Örtliche Umweltbehörden aber haben die Stationen oft viel zu nah an der Straße platziert.

Diesen hochnotpeinlichen Hinweis verdanken die Verantwortlichen dem Deutschen Wetterdienst und dem Deutschen Anwaltverein. Deren Neutralität dürfte kaum bezweifelt werden. Die Politik wäre gut beraten, die vielerorts fehlerhafte Standortauswahl so schnell wie möglich zu korrigieren.

Zwar hatten sich Bund und Länder schon im April grundsätzlich darauf geeinigt, alle Messstationen systematisch zu überprüfen. Doch während das Bundesumweltministerium lieber heute als morgen damit anfangen würde, stehen einige Bundesländer auf der Bremse: Baden-Württemberg, Berlin, Bremen und Hessen.

Bei Wählern der dort verantwortlichen Minister mag diese ideologische Sturheit zum Teil ja gut ankommen. Die teuren Konsequenzen aber tragen Wirtschaft und Verbraucher – Fahrverbote, die gar nicht nötig wären!