Bremerhaven. Der zeitweise Stillstand aufgrund der Corona-Pandemie macht der Container-Schiffsfahrt Probleme: Im April mussten europäische Containerhäfen einen Rückgang des Umschlags von durchschnittlich bis zu 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen. „Verantwortlich dafür war zunächst der Corona-Lockdown in Asien mehrere Wochen zuvor“, erklärt Professor Burkhard Lemper, Leiter des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik in Bremerhaven.

Immerhin zeigt der von diesem Institut monatlich erstellte Container-Umschlag-Index, dass sich die Lage zwischenzeitlich etwas besserte. Insbesondere die chinesischen Häfen waren fast zum Normalbetrieb zurückgekehrt. „Dennoch rechnen wir damit, dass der globale Umschlag im Jahr 2020 um etwa 11 Prozent schrumpft“, so Lemper. Logische Folge der weltweit gesunkenen Nachfrage und der schlechteren Konjunktur.

Um der Flaute zu begegnen, haben die Reeder gut ein Zehntel der weltweiten Containerschiffsflotte stillgelegt. Rund 2,7 Millionen Zwanzig-Fuß-Standardcontainer liegen vor den Häfen Asiens, Amerikas und Europas ungenutzt herum. „Das ist prozentual etwa so viel wie im Krisenjahr 2009, aber von den absoluten Zahlen her deutlich mehr“, weiß Lemper.

Erholung wohl erst bis Ende 2021

Weiteres Indiz für die ungewöhnliche Situation:

Im April und Mai nahmen jeweils acht große Containerschiffe in beide Richtungen die Route um Afrika, statt durch den Suezkanal zu steuern.

„Normalerweise macht das kein Schiff“, so Lemper. Hier wirkten sich der stark gesunkene Ölpreis aus, der die längere Strecke weniger teuer mache, und die geringe Nachfrage, die längere Reisezeiten erlaube.

Bis sich der Pulsschlag des Handels auf den Weltmeeren erholt hat, dürfte es dauern. „Bei optimistischen 9 bis 10 Prozent Wachstum im kommenden Jahr werden wir wohl erst Ende 2021 annähend wieder auf dem gewohnten Niveau sein“, sagt der Experte.