Köln. Unsere heutige oft rational geprägte Welt war so fern wie der Stern von Bethlehem, als sie sich zutrug: die Weihnachtsgeschichte. Ihr Zauber verbindet die Menschen bis in die Gegenwart – weit über die Mitglieder der christlichen Kirchen hinaus.

Hierzulande sind die Voraussetzungen für unsere traditionell opulente Art, das Weihnachtsfest zu feiern, ja gut: Die Beschäftigung ist auf Rekordhoch. Erstmals seit der Wiedervereinigung gibt es mehr als 45  Millionen Erwerbstätige. Die Arbeitslosigkeit sinkt weiter.

100 Milliarden Euro unterm Tannenbaum.

Entsprechend groß ist die allgemeine Zuversicht – und damit die Bereitschaft, den Lieben und sich selbst eine Freude zu bereiten. Zum ersten Mal wird der Handel diesmal im Weihnachtsgeschäft mehr als 100 Milliarden Euro Umsatz erzielen – gut doppelt so viel wie die jährliche Wirtschaftsleistung Kroatiens.

Die Weihnachtsgeschichte ist auch eine Wohlstandsgeschichte. AKTIV zeigt sie in einer bunten Grafikstrecke:

Wir arbeiten

Löhne und Gehälter sind gestiegen. Viele von uns können sich die Arbeitszeit flexibler einteilen als früher – auch um Geschenke zu kaufen, auf den Weihnachtsmarkt zu gehen oder zu feiern.

Wir kaufen ein

Die privaten Konsumausgaben steigen seit Jahren. Und entsprechend hoch ist die Zahl der Pakete, die von A nach B sollen. Eine Herausforderung für die Logistik.

Wir feiern

Kartoffelsalat mit Würstchen oder die klassische Gans – viele pflegen in der Vorweihnachtszeit und an den Festtagen eine (kulinarische) Tradition.

Weihnachten bei uns und anderswo

Klar, es gibt etliche Weihnachtsbräuche hierzulande: Vom Adventskranz, über den Kirchgang bis zur Gans. Aber wie sieht es in anderen Ländern aus? Wie feiern beispielsweise die Menschen in Griechenland, Niederlande, Indien oder China. Und wann überhaupt?

Deutschland: Eins bis vierundzwanzig

Der Adventskalender ist eine typisch ­ deutsche Tradition. Als Erfinder gilt der Münchner Verleger Georg Lang, der 1903 den ersten gedruckten Kalender für Kinder auf den Markt brachte. Heute ist der Adventskalender ein kommerzieller Hit: Von der kleinen Postkarteoder dem 99-Cent-Schoko-Kalender über Bier-, Müsli- oder Kosmetik-Adventskalender bis zu maßgeschneiderten und programmierten Online-Adventskalendern für Unter­nehmen. Übrigens: Auch der Adventskranz wurde in Deutschland erfunden.

China: Partys und Shoppen

Obwohl die christliche Kultur im Reich der Mitte eher weniger verwurzelt ist, feiern immer mehr Chinesen Weihnachten. Mit wachsendem Wohlstand zelebriert vor allem die junge Bevölkerung das Fest. Dies tut sie aber weniger besinnlich mit der Familie, sondern mit Freunden auf der Straße, in der Bar, in der Disco oder auf dem Weihnachtsmarkt, einem deutschen Importgut. Die Restaurants locken mit Weihnachts-­Dinnern und -Büfetts und die Geschäfte mit Sonderangeboten – ein kommerzielles Fest im kommunistischen Land.

Finnland: Heiligabend in die Sauna

Skandinavien, die wahre Heimat des Weihnachtsmannes. Klar, dass auch in Finnland Weihnachtsbräuche Traditionen haben. Untrennbar dazu gehört die Sauna. Vor der Bescherung und dem Essen schwitzt man mit der Familie auf der Holzbank. Danach machen die Finnen sich traditionell über den „Joulukinkku“ her, einen gepökelten, im Ofen gebackenen Schinken. Und jeder, der will, trägt ­dabei eine rote Zipfelmütze. Abgeguckt haben sich die Finnen das von den „Tonttus“, den Weihnachtswichteln.

Griechenland: Schiff statt Baum

Geschenkeberge am 24. Dezember – nicht in Griechenland. Am Heiligen Abend ziehen Kinder von Haus zu Haus und singen sogenannte „Kalanda“ – traditionelles Liedgut für die Feiertage. Dann bekommen die Kinder Süßigkeiten oder Geld. Die Geschenke bringt der heilige Vassilius erst in der Neujahrsnacht. Verbreiteter als geschmückte Weihnachtsbäume sind geschmückte Schiffe. So ehren die Griechen ­Familienmitglieder, die in der Handelsschifffahrt ­arbeiten und Weihnachten nicht zu Hause, sondern auf dem Meer verbringen.

Indien: Symbolträchtige Zitrone

In Indien sind nur 2,3 Prozent der Bevölkerung Christen. Das sind aber immerhin 24 Millionen Menschen, die in dem asiatischen Land Weihnachten feiern. Auch dort werden traditionell Bäume geschmückt, und zwar Palmen, Mangobäume und Bananenstauden. Von einem Baum kommt auch ein traditionelles Geschenk: Familien schenken ihrem Oberhaupt eine Zitrone als Zeichen des Dankes.

Niederlande: Volksfest-Charakter

Wichtiger als der 24. Dezember ist in den Niederlanden der Nikolausabend. Denn dann kommt „Sinterklaas“ – das niederländische Pendant zum Nikolaus – mit seinem Knecht, dem „Zwarte Piet“. Die beiden kommen auch nicht mit dem Schlitten vom Nordpol, sondern mit einem Schiff aus Spanien. In etlichen Städten und Dörfern stellen die Niederländer die Ankunft nach. Das hat Volksfest-Charakter!

Polen: Heuhaufen im Wohnzimmer

Im katholisch geprägten Polen ist der Heilige Abend das wichtigste Familienfest im Jahr. Der Höhepunkt ist das Abendessen, für das traditionell unter anderem ein Karpfen auf den Tisch kommt. Der wird übrigens – so schreibt es die Tradition auch vor – lebendig gekauft und darf zu Hause seinen Lebensabend in der Badewanne oder im Waschbecken verbringen. Unter die Tischdecke gehört ein bisschen Heu, das an Christi Geburt im Stall erinnern soll. Um Mitternacht gehen alle zusammen in die Kirche.

Spanien: Hoffen auf den Dicken

Eingeläutet wird das Weihnachtsfest in Spanien am 22. Dezember mit der traditionellen Lotterie. Die gibt es seit 1812 und gilt als die größte und älteste Lotterie der Welt. Jährlich verfolgen Millionen Spanier die Live-Übertragung, in der Kinder die Gewinn-Nummern singen. Alle hoffen auf „el Gordo“, den dicken Gewinn. Im vergangenen Jahr wurden 2,4 Milliarden Euro ausgeschüttet. Weihnachtsgeschenke gibt es erst am 6. Januar. Denn in Spanien bringen die Gaben die Heiligen Drei Könige.

Quellen: Adobe Stock; Quellen: Bitkom, Bundesverband Deutscher Schausteller, Bundesverband Paket und Express Logistik, Deloitte Christmas Survey, Destatis, Deutschland in Zahlen, DHL, Ernst & Young: „Weihnachtsgeschenke 2018“, Handelsverband Deutschland, IAB, PKV, QVC-Weihnachtsstudie, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Yougov