Berlin. Sonne satt und wochenlang kaum Regen. Was die Tourismus- und Gastronomiebranche freut, bringt andere in Bedrängnis. Die deutschen Bauern schlagen Alarm. 41 Millionen Tonnen Getreide werden sie in diesem Jahr ernten. Das sind 4,5 Millionen Tonnen weniger als im Jahr zuvor. Und 15 Prozent weniger als der Fünf-Jahres-Durchschnitt von knapp 48 Millionen Tonnen.

Der trockenste April seit 1881

Der März war schon zu kalt und zu trocken. Es folgte der wärmste April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881! Und dann die hochsommerlichen Temperaturen der vergangenen Wochen. Für Landwirte führten sie zu dem unternehmerischen Risiko, das der Berufsstand seit Jahrhunderten kennt.

In diesem Jahr ist das Korn zu schnell gereift und dabei zu klein ausgefallen. Gerste, Roggen und Weizen – verkümmert. „Einige Betriebe haben ihren Bestand direkt gehäckselt“, so Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands. „Diese Ernteausfälle bedrohen Existenzen.“ Schnelle Hilfe sei nötig: „Wir brauchen dringend Instrumente zur Liquiditätssicherung.“ Außerdem fordert der Verband, dass Bauern in wirtschaftlich guten Jahren weniger Steuern zahlen müssen, um Rücklagen für Ernteausfälle zu bilden.

Länder bieten Hilfe an

Zuständig für Unterstützung sind erst mal die Bundesländer. Hier und da wurde schon reagiert und besonders stark betroffenen Betrieben finanzielle Hilfen angeboten. Auch auf Bundesebene gewinnt das Thema an Bedeutung. „Mein Ministerium prüft nach Abschluss der Ernte eingehend das Ausmaß der Ernteschäden“‚ so Bundesagrarministerin Julia Klöckner. Eine finanzielle Beteiligung des Bundes an Hilfen bei Trockenschäden gab es zuletzt 1992, 2000 und 2003.

Weizen wird verstärkt importiert

Und wie sehen die Folgen für die Verbraucher aus? „In Deutschland wird infolge der Trockenheit eher Futterweizen produziert werden“, sagt Professor Martin Banse vom staatlichen Thünen-Institut für Marktanalyse. „Weizen mit Backqualität wird verstärkt importiert.“ Keine Knappheit also. „Für Brötchen und Brot werden kaum Preissteigerungen erwartet“, so Banse. Denn der Anteil des Weizenpreises an dem Preis des Endprodukts ist gering.

„Außerdem werden die Obstpreise gegenüber dem letzten Jahr, in dem die Ernte sehr schlecht war, voraussichtlich sinken. In der Summe ist daher mit keinen höheren Lebensmittelausgaben zu rechnen“, sagt Banse.

Übrigens: Der Anteil der Konsumausgaben privater Haushalte für Lebensmittel liegt bei 13,8 Prozent – und ist damit laut Statistischem Bundesamt seit Jahren konstant.