Berlin/Köln. Seit drei Tagen stapeln sich die benutzten Teller neben der Spüle. Und abends bei der Rückkehr von der Arbeit liegen auch die zwei Wollmäuse im Flur immer noch in der gleichen Ecke wie am Morgen. Die freie Zeit ist begrenzt, da kommt das Staubtuch oft erst zum Einsatz, wenn die Patentante ihren Besuch angekündigt hat. Die Lösung wäre eine Putzhilfe.

Das Problem war bisher: Angebot und Nachfrage fanden sich meist auf dem Markt der Schwarzarbeit. Doch es gibt Haushaltshilfen auch auf Steuerkarte. Und durch diverse Internet-Portale werden es immer mehr. Was dem Staat also bisher nicht gelang, schafft das Netz: Die Menschen aus der illegalen Arbeit herauszuholen.

Laut einer aktuellen Analyse vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ist die Zahl der schwarzarbeitenden Haushaltshilfen hierzulande allein im letzten Jahr um mehr als 30.000 gesunken. „Dies ist auch den Internet-Plattformen zu verdanken“, sagt IW-Experte Dominik Enste. Auf einen Zeitraum von zehn Jahren sehen die Zahlen noch eindrucksvoller aus. Gab es 2005 noch rund 3,6 Millionen nicht versicherte Haushaltskräfte, so waren es 2015 noch 2,97 Millionen.

Die Online-Portale funktionieren so ähnlich wie Kontaktbörsen

Die drei großen Anbieter im Netz heißen Book a Tiger, Clean Agents und Helpling, wobei Clean Agents seit dem vergangenen Jahr zu Helpling gehört. Die Portale funktionieren ähnlich wie Kontaktbörsen – nur statt um den Partner fürs Leben geht es um die perfekte Putzperle in den eigenen vier Wänden.

Die Preise liegen pro Stunde zwischen 12 Euro und 15,90 Euro. Realistisch sollten die Erwartungen der Kunden natürlich sein. So lassen sich zum Beispiel in einer Stunde keine 80 Quadratmeter blitzblank putzen. Die Mitarbeiter müssen eine Provision von 2 bis 3 Euro zahlen.

Marktführer Helpling schreibt, dass neue Mitarbeiter ein polizeiliches Führungszeugnis vorzeigen müssen, bevor sie den Besen schwingen. Außerdem haben sie einen Gewerbeschein und eine Haftpflichtversicherung. Wer zufrieden ist, kann dieselbe Haushaltshilfe immer wieder buchen.

Helpling-Chef Benedikt Franke zielt vor allem auf die ab, die zuvor selbst geputzt haben: „Eine Studie, die wir in Auftrag gegeben haben, zeigt, dass sich 48 Prozent vorstellen könnten, eine Reinigungskraft zu beschäftigen.“ Franke sagt aber gleichzeitig: „Die überwiegende Mehrheit ist nicht bereit, mehr als 12 Euro pro Stunde zu zahlen.“ Die Hälfte der von Helpling vermittelten Reinigungskräfte habe vorher schwarzgearbeitet.

Bei 15 Euro Stundenlohn errechnet Ökonom Enste anhand seiner Analyse einen Umsatz von 14,3 Milliarden Euro, 2,8 Milliarden Euro davon legal – Tendenz steigend. Klar, dass Putzen da für die Internet-Wirtschaft interessant wird. Nicht nur wegen der Patentante!