Köln. Was für eine Idee! Mit Strom direkt aus dem Rhein will ein Start-up Ladestationen für E-Autos und E-Bikes am Kölner Rheinufer speisen. Europas wichtigste Wasserstraße wird dafür aber nicht mit einer Riesenmauer gestaut. Den Strom, so der Plan des Start-ups Rheinsharing, sollen Mini-Turbinen erzeugen, die sich unmittelbar am Ufer, praktisch unter den Ladestationen drehen.
Die ersten Turbinen werden wohl am Werkgelände von Ford in Köln-Niehl ins Wasser gelassen. Der Autohersteller hat Anfang Oktober eine Vereinbarung mit der studentischen Firma unterzeichnet.
Die sechs Gründer und Gründerinnen von Rheinsharing, die an der Technischen Hochschule in Köln Fahrzeugtechnik oder Architektur studieren, haben eine schicke Mobilitätsstation für den Rheinauhafen in Köln entworfen, unmittelbar an den hippen Kranhäusern: Sie gewinnt Strom aus dem vorbeifließenden Rhein, um diverse Elektrofahrzeuge aufzuladen. Der Entwurf hat den zweiten Platz im Wettbewerb Ford Fund Smart Mobility Challenge gewonnen, der nachhaltige Mobilitätskonzepte von Studierenden auszeichnet. Bei den Kölner Ford-Werken soll das Start-up nun die Idee in die Praxis umsetzen.
Strom aus Wasserkraft direkt vor der Haustür erzeugen – das macht den Charme der Idee aus
Die Gründer machen sich auch Gedanken darüber, wie die Turbinen den Pflanzen und Tieren im Rhein nicht schaden und bei Hochwasser selbst keinen Schaden nehmen. „Das ist ein fester Bestandteil unserer Entwicklung“, betont der angehende Ingenieur Marcel Heilich.
Wasserkraft ist ohnehin ein großes Thema für Ford in Köln. „Das Werk bezieht seit Januar 2018 seinen Strom zu 100 Prozent aus Wasserkraftwerken in Österreich, der Schweiz und in Skandinavien“, teilt Unternehmenssprecherin Ute Mundolf mit. Durch die Kooperation mit Rheinsharing wird der Ökostrom sozusagen regional: Wenn man ihn unmittelbar vor Ort erzeugt und nutzt, gibt es kaum Verluste an Energie.
Zurzeit installiert Ford 750 Ladesäulen auf seinen Parkplätzen in Niehl und Merkenich für Besucher und Belegschaft. Eine Stromtanke ans Netz anzuschließen, kostet mehrere Tausend Euro, ihr Betrieb ist bis heute kaum wirtschaftlich. Mini-Turbinen am Flussufer, die eine autonome E-Mobilitätsstation speisen, sind da vielleicht keine dumme Idee.
Matilda Jordanova-Duda schreibt für aktiv Betriebsreportagen und Mitarbeiterporträts. Ihre Lieblingsthemen sind Innovationen und die Energiewende. Sie hat Journalismus studiert und arbeitet als freie Autorin für mehrere Print- und Online-Medien, war auch schon beim Radio. Privat findet man sie beim Lesen, Stricken oder Heilkräuter-Sammeln.
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