Berlin. Kaum sind die Frequenzen für das neue superschnelle Handynetz versteigert, geht der Wettlauf um die Kunden los. Die Telekom startet erste Netze in Berlin und Bonn. Insgesamt 6,6 Milliarden Euro haben Telekom, Vodafone, Telefónica sowie 1&1 Drillisch hingelegt, um ihren Kunden Mobilfunk der fünften Generation bieten zu können: 5G.

Was bringt die neue Technik? Was hat der Verbraucher, was die Industrie davon? Nick Kriegeskotte, Experte für Telekommunikation beim Branchenverband Bitkom in Berlin, erklärt, was Sie jetzt wissen müssen.

Wie schnell 5G kommt

„Ballungsräume profitieren als Erste“, sagt Kriegeskotte. So will die Telekom bis Ende 2020 die 20 größten Städte anbinden, Vodafone bis dahin 10 Millionen Menschen. „In der Fläche wird es aber noch eine Weile dauern“, erklärt der Fachmann. „Einige der gerade versteigerten Frequenzbänder werden erst 2021 frei für 5G, andere sogar erst 2026.“

Was man dafür braucht

„Ein Smartphone, das mit 5G-Technik senden und empfangen kann, und einen geeigneten Handytarif“, sagt der Bitkom-Experte. Samsung, Huawei und ZTE haben bereits erste 5G-fähige Modelle präsentiert. Das Angebot dürfte bald größer werden. Die Preise reichen von 100 bis 1.000 Euro.

Was 5G Verbrauchern bringt

Man kann hochauflösende Filme binnen Sekunden herunterladen, Internet-Spiele mit kurzen Reaktionszeiten mobil spielen sowie Virtual-Reality-Anwendungen nutzen, sobald es Spezialbrillen mit Mobilfunkanbindung gibt. Bei Festivals, Silvesterfeiern oder im Stadion hat man trotz Menschenmassen stets eine gute Online-Verbindung.

Was der Standard mehr leistet

Schon beim aktuellen Funkstandard LTE haben Techniker in den letzten Jahren den Turbo angeworfen. „Mit dem optimierten LTE Advanced kann man heute – das passende Handy vorausgesetzt – bis zu 500 Megabit Daten pro Sekunde herunterladen, theoretisch sogar 1.000 Megabit“, berichtet Kriegeskotte. „Durch 5G steigert sich das noch einmal auf kaum vorstellbare 10.000 Megabit pro Sekunde!“ Das sind 10 Gigabit in der Sekunde. Damit ließe sich eine DVD in acht Sekunden aus dem Netz ziehen.

Was mit den Funklöchern passiert

Sie werden so schnell nicht geschlossen. Aber: Die Bundesnetzagentur hat die Provider verpflichtet, in den nächsten dreieinhalb Jahren 98 Prozent der Haushalte mit schnellem mobilem Internet zu versorgen. Sowie alle Autobahnen, die wichtigsten Bundesstraßen und Zugstrecken. Dabei sind Übertragungsraten von mindestens 100 Megabit ausreichend, also LTE-Qualität. Die Telekom etwa will dieses Jahr noch 2.000 LTE-Masten aufstellen. Wie nötig das ist, zeigt eine Studie aus Bayern: Ein Zehntel der per App getesteten Standorte (101 Millionen Messwerte) hat eine schlechte Telefonqualität, ein knappes Viertel schlechtes oder gar kein Internet.

Wie der Verkehr profitiert

5G ist für autonomes Fahren wichtig. Autos müssen untereinander und mit Ampelanlagen kommunizieren können – und zwar in Echtzeit, soll der Verkehr sicher und zügig fließen. Audi, BMW und Daimler setzen dabei auf 5G. Das bietet Antwortzeiten von unter 10 Millisekunden gegenüber bisher 30 Millisekunden.

Was die Industrie davon hat

5G liefert das Nervensystem für die Fabrik 4.0. Schnell, sicher und stabil vernetzt man damit Produktionsmaschinen, steuert Roboter sowie fahrerlose Transportsysteme und überwacht Prozesse. Deutschland hat daher eigens einen Teil der Frequenzen nicht versteigert; sie werden an die Industrie vergeben. Schon heute sorgen 23 Millionen Sim-Karten für die Kommunikation von Maschine zu Maschine. Das dürfte deutlich zunehmen.