Schwentinental. Am Anfang lief es noch relativ gemächlich: Mit einem Tempo von nur vier bis fünf Millimetern pro Minute sind aus dem mit Kunststoff-Granulat gefüllten Extruder weiße Stäbe zum Vorschein gekommen. Ein Kollege hat sie mit der Motorsäge in passende Stücke zerteilt. Und jetzt macht Altan Hacat Tempo.

Der Arbeitsschritt ist exakt geplant, jeder Handgriff sitzt: An einer Drehmaschine fertigt Hacat aus einem Hohlstab kleine Distanzbuchsen aus Kunststoff. Mit dem Absaugrohr fängt er die Späne auf – und im Handumdrehen stapeln sich im Behälter nebenan die fertigen Produkte.

Innovatives Verfahren sorgt für besonders maßgenaue Produkte

Zu Besuch bei Pleiger Thermoplast in Schwentinental bei Kiel. „Das ist ein anspruchsvolles Aufgabengebiet“, sagt Geschäftsführer Karsten Klinge über die Tätigkeit von Altan Hacat. „Sie erfordert besondere Fähigkeiten und jede Menge Erfahrung. Man kann das Bearbeiten von thermoplastischen Kunststoffen mit dem von Hartholz vergleichen. Und die Abfuhr der Späne ist hier diffiziler als bei Metall.“

Das Unternehmen produziert mit insgesamt 49 Mitarbeitern vor allem sogenannte Halbzeuge: In Extrudern, vergleichbar mit überdimensionalen Fleischwölfen, werden die Kunststoffkügelchen erhitzt und zu einer homogenen Masse verdichtet, aus der bei Temperaturen um 200 Grad Celsius Stäbe und Platten in verschiedenen Größen und Abmessungen entstehen. Sie gehen vor allem in den technischen Fachhandel, zum Teil auch direkt zu Kunden aus dem Maschinenbau. Aus den Ausgangsprodukten der Norddeutschen werden beispielsweise Lagerschalen gefertigt, Buchsen, Keilriemenscheiben, Umlenkrollen oder Walzen.

Rund 2.000 Tonnen Halbzeuge produziert das Unternehmen im Jahr. „Die Menge ist gut, die Margen sind es leider nicht“, sagt Geschäftsführer Klinge. Deshalb setzt er neben der Massenproduktion auch auf Nischen – und erfüllt Sonderwünsche der Kunden. In der firmeneigenen mechanischen Fertigung bearbeiten Spezialisten die Produkte weiter.

Ein solcher Spezialist will Altan Hacat erst noch werden. Handwerkliches Geschick und die richtige Einstellung zum Job bringt der 24-jährige gelernte Feinwerkmechaniker schon mit. Nun muss er sich noch die nötige Erfahrung aneignen. Seit etwa einem halben Jahr wird er an CNC-gesteuerten Drehmaschinen weitergebildet. Mindestens ein weiteres Jahr, so schätzt sein Chef, wird er noch brauchen, um alle Anforderungen der mechanischen Kunststoffbearbeitung zu beherrschen.

Um besonders maßgenaue und spannungsfreie Produkte herzustellen, hat die Firma ein innovatives Verfahren entwickelt. „Kunststoff baut innerhalb seiner Struktur enorme Spannungen auf“, erklärt Klinge. „Wir entspannen unsere Halbzeuge in einem zeitaufwendigen Verfahren – und sorgen so dafür, dass kein Verzug entsteht.“