Viel Aufregung, wenig Komplexität. So lässt sich der Wahlkampf beschreiben, der in diesen Wochen vor der Bundestagswahl tobt. Zentrale, aber eben vielschichtige Zukunftsthemen wie die Transformation der Industrie, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und selbst der Klimaschutz bekommen nicht die gebührende Aufmerksamkeit. Bei ebenfalls wichtigen, aber emotionaleren Themen wie der Migration dominieren oft vermeintlich einfache Lösungen.

Woran das liegt? „Von Themen, die uns zu viel abverlangen, lassen wir uns gern ablenken“, stellt die Chefin der digitalen Markt- und Meinungsforschung Civey, Janina Mütze, fest. Während es für Deutschland doch gerade jetzt auf eine schnelle und entschlossene Transformation ankomme, wünsche sich ein Großteil der Menschen vor allem Stabilität und Planbarkeit.

Eine Stimmungslage – wie geschaffen für all die Populisten an den politischen Rändern, die unsere demokratischen Institutionen so gern madig machen wollen. Doch deren Schlagworte und Parolen liefern keine belastbaren Strategien für unser Industrieland und das nötige Wachstum, das Wohlstand und Sicherheit erst möglich macht.

Welche Rolle eine funktionierende Demokratie dabei spielt, zeigt übrigens eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin: Das Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung wächst in Demokratien deutlich stärker als in Autokratien.

Eine Einsicht, die in diesem Wahlkampf etwas zu kurz kommt.

Thomas Goldau
Redaktionsleiter aktiv

Thomas Goldau schreibt bei aktiv vor allem über Wirtschafts- und Politikthemen. Nach dem Politikstudium an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und einem Zeitungsvolontariat beim „Offenburger Tageblatt“ hat er bei Tageszeitungen und einem Wirtschaftsmagazin über den Politikbetrieb in Bonn, Berlin und Brüssel berichtet. Privat zieht es den Familienvater regelmäßig mit dem Wohnmobil in die Ferne.

Alle Beiträge des Autors