Berlin. Geld fürs Nichtstun: In der Energiewirtschaft ist das tatsächlich Alltag! Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)mussten allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres über drei Milliarden Kilowattstunden Windstrom zwangsweise „abgeregelt“ werden. Grund: „Es wurde mehr Energie erzeugt, als die Netze aufnehmen konnten“, heißt es beim Verband.
Weil das Erneuerbare-Energien-Gesetz in einem solchen Fall Entschädigungen vorschreibt, flossen im gleichen Zeitraum 364 Millionen Euro in die Kassen der Windmüller.
„Ein Unding“, wettert Professor Jens Strüker vom Institut für Energiewirtschaft der Hochschule Fresenius in Frankfurt. „Das ist die Symptomatik eines ineffizienten Systems, und die Zeche dafür zahlen wir alle – über unsere Stromrechnung.“
Genug Saft für sechs Millionen E-Autos
Statt erzeugten Strom einfach abzuregeln, müsse die Politik dringend für aufnahmefähigere Stromnetze und insbesondere für mehr Marktwirtschaft auf dem Energiesektor sorgen. Strüker: „Wir brauchen endlich digitale Strommärkte!“ Erzeuger, Verbraucher und intelligente Stromspeicher könnten dann automatisiert und gesteuert durch Algorithmen am Stromhandel teilnehmen. „So lassen sich die Energienachfrage und das naturgemäß schwankende Angebot aus Wind und Sonne in Einklang bringen.“
Denn Strom erzeugen Windräder und Photovoltaikanlagen schon heute im Überfluss, eine steife Brise oder schönes Wetter vorausgesetzt. Allein mit der bis März abgeregelten Energie hätten laut BDEW sechs Millionen E-Autos etwa ein Vierteljahr lang fahren können.