Wuppertal. Der Fortschritt hat seinen Preis. Besonders deutlich zeigen das neue Präparate gegen Hepatitis C: Für die Behandlung eines Kranken fallen mittlere fünfstellige Summen an. Dafür werden jetzt über 90 Prozent der Patienten von der gefährlichen Leberentzündung geheilt, Klinikaufenthalte entfallen.
In jedem neuen Wirkstoff stecken Forschungsausgaben von bis zu 1,4 Milliarden Euro
Was neue Arzneien so teuer macht, erläutert Hendrik Jürges, Professor für Gesundheitsökonomie an der Uni Wuppertal: „Die Entwicklung von Wirkstoffen ist kostspielig.“ Rund 1 bis 1,4 Milliarden Euro investieren Pharma-Konzerne laut dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller in jeden neuen Wirkstoff, der auf den Markt kommt. „Diese Summen wollen die Firmen wieder einspielen“, so Jürges.
Vor allem die klinische Erprobung mit Patienten erfordere hohe Summen: „Heute laufen für jede Arznei, die zugelassen wird, zehn Substanzen durch Kliniktests. Die neun Fehlversuche müssen aber auch finanziert werden.“
Zudem müssen die Firmen in Staaten wie Deutschland einen Zusatznutzen neuer Arzneien gegenüber herkömmlichen Mitteln belegen. „Das erfordert mehr Teilnehmer in den Kliniktests, um kleine Fortschritte nachzuweisen – dadurch werden die Studien teurer.“ Nur mit dem belegten Zusatznutzen dürfen die Hersteller einen höheren Preis mit den Krankenkassen aushandeln.
Trotzdem heben die Arzneiausgaben nicht ab. Zwar sind einzelne Behandlungen kostspielig, oft aber nur für wenige Patienten geeignet – etwa bei Krebs. Das limitiert die Kosten für die gesetzlichen Kassen. Häufig verordnete Präparate wie Rheumamittel sind dagegen viel preiswerter. Daher sind die Arzneiausgaben der Krankenkassen zuletzt nur um 4,4 Prozent gestiegen – genau so stark wie ihre Ausgaben insgesamt.