Segler im Norden kennen das: Wenn Sturm aufzieht, muss die Mannschaft Takelage reffen. Für Landratten: Segelfläche verkleinern, sonst droht Ungemach.

So geht es auch uns in der Metall- und Elektro-Industrie: Die Löhne sind in diesem Jahrzehnt des Aufschwungs um 14 Prozent stärker gestiegen als die Preise. Besonders der jüngste Tarifabschluss belastet viele Unternehmen bis heute stark.

Die aufwendige Umsetzung der größeren Arbeitszeit-Flexibilität erhöht den Kostendruck. Und ausgerechnet jetzt erleben die Betriebe einen deutlichen Auftragsrückgang in vielen Branchen und leiden unter Handelskriegen und politischen Spannungen.

Globalisierung und Digitalisierung als Herausforderung

Segel reffen wäre also in diesen Zeiten angesagt, um gewappnet zu sein für die Unwetter. Der Gewerkschaftstag der IG Metall in Nürnberg hat dazu unterschiedliche Signale ausgesandt: Manche Funktionäre deuten vor der Tarifrunde im nächsten Frühjahr die Sozialpartnerschaft zur Konfliktgegnerschaft um, erklären die Arbeitgeber gar zu „Feinden“, denen gerade vor einem aufkommenden Sturm noch mal alles abgetrotzt werden müsse.

Andere agieren rationaler und sehen die Globalisierung und Digitalisierung als große Herausforderung, in deren Bewältigung sich zu investieren lohnt: mit einer erfolgreichen Transformation, einer einfacher zu handhabenden Flexibilisierung der Arbeitszeit und einer Stärkung des Flächentarifs durch Maßhalten zur dauerhaften Standortsicherung. Und mit dem Mut, Tarifverträge gemeinsam weiterzudenken.

Diesen Geist der Tarifpartnerschaft brauchen wir jetzt an Bord, wenn wir in stürmische See geraten. Sonst bläst uns der Wind in dauerhafte Schieflage – ein Risiko, das der M+E-Industriestandort nicht eingehen darf.