Gut ist manchmal nicht gut genug. Das gilt heute – und das galt auch schon vor 25 Jahren. Damals entwickelten Mitarbeiter der Maschinenfabrik Reinhausen (MR) in Regensburg einen neuen Laststufenschalter mit Vakuumtechnik. Es war nicht der erste seiner Art – aber das erste Modell, das mit dieser Technik die Regelung ölgefüllter Leistungstransformatoren bewerkstelligt. Stufenschalter spielen in der Stromversorgung eine unverzichtbare Rolle.

Die Pionierleistung der MR-Ingenieure war damals eine Weltneuheit. Und die Innovation für den Einsatz unter extremen Bedingungen ist heute immer noch gefragt – und wird daher ständig weiterentwickelt.

Der Vakuum-Stufenschalter ist nahezu wartungsfrei

Über 35.000 Stück dieses Vakuum-Stufenschalters, dem Vacutap VV, wurden in den 25 Jahren bislang an Kunden ausgeliefert. Rund 2.500 Betreiber haben ihn weltweit im Einsatz. Er schaltet in Transformatoren von fast 400 verschiedenen Herstellern. Gebaut wird das Modell heute immer noch, im Regensburger MR-Werk von einem 24-köpfigen Team.

Der große Vorteil des Vakuum-Stufenschalters besteht darin, dass er nahezu wartungsfrei zu betreiben ist. Zwar arbeiten konventionelle Stufenschalter höchst zuverlässig, doch es gibt ein unvermeidbares Problem: Bei jedem Umschalten verunreinigt ein Lichtbogen das Isolieröl. Dieses muss daher regelmäßig gewechselt werden. Für Betreiber ist das ein erheblicher Kostenfaktor.

Wird im Vakuum statt im Öl geschaltet, kann der Lichtbogen keinen Schaden anrichten und Ölwechsel werden überflüssig. Mehr als 7.000 Tonnen CO2-Äquivalente konnten laut MR-Berechnungen seit der Einführung bereits eingespart werden – durch vermiedene Ölaufbereitung und geringere Reisetätigkeit des Wartungspersonals.

Das Vakuum-Modell hält zudem extremen Bedingungen stand, wie Rolf Strempel, Mitglied des damaligen Entwicklungsteams, berichtet. „In Russland hatten wir einmal einen Servicefall, weil sich im Winter aufgrund eines zu hohen Wassergehalts im Öl ein Eisklumpen beim Stufenschalter gebildet und zum Ausfall geführt hatte“, erzählt er. „Also gossen wir heißes Öl hinein, und der Vacutap VV schaltete wieder zuverlässig weiter.“

Neu entwickeltes Modell arbeitet effizienter und ist kompakter

Über die Jahre kamen neue Varianten hinzu, aber abgesehen von kleinen technischen Anpassungen schalten die Geräte immer noch nach demselben Konzept. Das gilt auch für das neueste Modell, den Vacutap VI. Er kommt mit weniger Komponenten aus und ist kompakter.

„Wir wollten einen effizienten Stufenschalter entwickeln, der speziell den aktuellen und künftigen Anforderungen im Netzbetrieb gerecht wird“, erklärt MR-Entwicklungsleiter Toni Hottner und ergänzt: „Gerade in urbanen Gebieten ist der Raum für Transformatoren in den Umspannwerken beschränkt. Kompakte Bauweisen sind daher gefragt.“ In dem neuen Modell stecken fünf Jahre Entwicklungsarbeit sowie viele Simulationen und Praxistests im realen Netzbetrieb bei Pilotkunden. „Wir haben da nichts dem Zufall überlassen“, sagt Hottner.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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