Pling, eine Push-Nachricht kommt rein. Tschik, schnell einen Screenshot gemacht, Blop, Bildchen verschickt. Solche Smartphone-Geräusche hören wir alle zigmal am Tag. Digitale Geräte gehören heute zum Alltag. Sie vernetzen und unterstützen uns in vielen Lebenslagen, bieten eine Fülle an Information und Kommunikation. Aber eben auch Ablenkung: 88-mal am Tag schauen wir im Schnitt auf unser Display, also alle 18 Minuten, abzüglich acht Stunden Schlaf.

Die Zahlen stammen aus einem Projekt der Universität Bonn, das seit Jahren fortlaufend die Handy-Nutzungsdaten von über 700.000 Teilnehmenden zu Forschungszwecken untersucht.

Griff zum Smartphone ist nicht nur ein Tick der Jugend

Das Problem: Die ständigen Unterbrechungen verhindern, sich einer Tätigkeit vollauf zu widmen. Das stört und macht unkonzentriert, sagen die Forscher. Die Lösung der neuen Bundesbildungsministerin Karin Prien für die Schule, damit der Nachwuchs fleißig lernen kann: „Handyverbot!“

Doch was ist bei der Arbeit? Auch dort müssen wir uns konzentrieren. Sonst geht die falsche Bestellung raus oder die Anlage wird falsch bestückt. Der ständige Griff zum Smartphone ist schließlich kein Tick der Jugend, er zieht sich durch alle Altersgruppen: 82 Prozent der Menschen in Deutschland können sich ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen, so eine aktuelle Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter Nutzern ab 16 Jahren. Sie kommt auf eine durchschnittliche Nutzungszeit von aktuell rund 150 Minuten pro Tag – zweieinhalb Stunden (bei unter 30-Jährigen sind es fast drei Stunden).

20 Millionen Smartphones wurden allein 2024 in Deutschland verkauft. Fast jeder Deutsche, der unter 60 Jahre alt ist, nutzt ein Smartphone. Bei den Zehn- bis Zwölfjährigen sind es bereits drei Viertel, ermittelte Bitkom. Im Schnitt haben Menschen hierzulande 38 Apps auf ihrem Handy installiert. Es geht also um den gesunden Umgang mit digitalen Geräten.

Mehr Medienkompetenz an Schulen statt pauschalen Verboten

Beispiel Schule: In Hessen soll ein generelles Handyverbot ab dem kommenden Schuljahr gelten. Auch Baden-Württemberg will sein Schulgesetz verschärfen, Bayern hat private Smartphones an Grundschulen bereits verboten. Weiterführende Schulen entscheiden im Freistaat bislang selbst, wie sie mit dem Thema umgehen.

Bildungsforscher Klaus Zierer von der Universität Augsburg hat sich hinter den Vorschlag von Bundesbildungsministerin Prien gestellt, private Handys an Schulen zu untersagen, zugunsten besserer Lernleistungen und mehr sozialem Miteinander in den Klassen. Aus Sicht der Industrie keine ideale Lösung. Statt pauschale Verbote auszusprechen, sollten Schulen vielmehr gezielt dabei unterstützt werden, Medienkompetenz zu vermitteln und digitale Technologien sinnvoll in den Unterricht zu integrieren. „Verbote nehmen Schülerinnen und Schülern die Chance, frühzeitig essenzielle digitale Kompetenzen zu erwerben, die sie in der Arbeitswelt und Gesellschaft benötigen“, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Sie müssen lernen, wie sie sich sicher und selbstbestimmt in der digitalen Welt bewegen.“

Das ist nervig bei Treffen mit Bekannten

Auch Erwachsenen ist das persönliche Dilemma durchaus bewusst. „Mich nervt es, wenn andere während eines Treffens nur auf ihr Smartphone schauen“, sagen drei Viertel der Befragten in einer Umfrage der Wirtschaftsberatung Deloitte.

Problem erkannt, Problem gebannt: So einfach ist es leider nicht. Das Handy einfach mal weglegen, diese Erkenntnis ist jedoch zumindest da: 84 Prozent der 18- bis 24-Jährigen schätzen ihre Smartphone-Nutzung laut der Befragung als zu hoch ein. Bei den über 55-Jährigen gibt das immerhin gut ein Drittel zu.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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