Unser aller Leben soll klimaneutral werden. Die EU hat dafür das Jahr 2050 im Visier, Bayern und Deutschland sind noch ambitionierter. Das bedeutet: CO2-Emissionen müssen in großem Stil eingespart und letztlich komplett vermieden werden!

Doch gerade hier liegt ein Problem. Denn bei vielen Prozessen lässt sich die Entstehung des klimaschädlichen Gases nicht vermeiden – etwa in der Kalk- und Zement-Industrie oder bei der Müllverbrennung in der Abfallwirtschaft. Die Lösung lautet daher: CO2 abscheiden und danach wiederverwerten oder speichern. Das gilt als unverzichtbarer Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Welche Voraussetzungen es dafür im Freistaat braucht, zeigt die Studie „Analyse CO2-Infrastrukturbedarf in Bayern“, die die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) erstellt hat. Die Experten plädieren unter anderem für den Bau eines bayerischen Leitungsnetzes für den Transport von CO2 bis 2040.

Speicherung im Voralpenland oder unter der Nordsee

Denn der sichere Transport des abgeschiedenen CO2 ist laut Studie in jedem Fall nötig – egal, was danach mit dem Gas geschehen soll. Denkbar ist zum Beispiel die Wiederverwertung, etwa zur Herstellung von chemischen Grundstoffen, die in ganz Deutschland benötigt werden. Mittelfristig wird zusätzlich an der Speicherung des Kohlenstoffs kein Weg vorbeiführen.

Als geeignete Speicherorte gelten tiefe Gesteinsschichten. In Bayern kommt möglicherweise das Voralpenland infrage. Ein Anschluss der neuen Leitung an das überregionale Transportnetz erlaubt zudem das Speichern in Offshore-Lagerstätten unter der Nordsee. Verbindungen zu Tschechien und Österreich ermöglichen auch den CO2-Transit von dort in Richtung Norden.

Schon heute ist die Zeit zum Handeln. „Wir benötigen auf europäischer, nationaler und bayerischer Ebene einen klaren Fahrplan für das Carbon-Management“, fordert Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw.

Der Ausbau der Infrastruktur erfordert dabei regulatorische Rahmenbedingungen, die es bislang nicht gibt, so der vbw-Chef. Zudem sei es nötig, geeignete Anreize für die Abscheidung, Weiterverwendung und Speicherung von CO2 zu schaffen. „Vor allem muss klar sein: Wir müssen jetzt in die Gänge kommen und langfristige Planungssicherheit für die Industrie schaffen“, mahnt Brossardt.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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