München. Frisches T-Shirt, Shorts und Badehose. Das packt man als Erstes am Urlaubsziel aus. Zum Glück ist die Strandgarderobe meist schnell zur Hand: Denn auf Flugreisen gehen immer weniger Koffer verloren, wie der Gepäckreport der auf Luftfahrt spezialisierten IT-Beratung Sita zeigt. Danach verschwanden vergangenes Jahr nur noch 6,5 Gepäckstücke pro 1.000 Passagiere. Das sind 10 Prozent weniger als ein Jahr zuvor und halb so viel wie 2003 – trotz steigender Zahl an Fluggästen. Sie hat sich in den letzten fünf Jahren von 2,5 auf 3,5 Milliarden erhöht.
Airports rund um den Globus investieren daher in ihre Logistik. Auch München rüstete auf. Am Terminal 2 und dem jüngst eröffneten Satelliten wurde die Gepäckbeförderungsanlage umgebaut und erweitert. Sie sortiert und transportiert nun in derselben Zeit ein Drittel mehr Trolleys und Taschen.
Locker 15.000 Koffer sausen pro Stunde am Flughafen München über die 45 Kilometer langen Transportbänder im Untergrund. In einem Affenzahn geht es kreuz und quer über die kurvige Strecke. Das sieht aus wie bei der „Wilden Maus“. Nur darf im Gegensatz zur Achterbahn niemand mitfahren.
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„Wir haben die gesamte Transport- und Sortiertechnik angepackt“, berichtet Christian Friederici, verantwortlich für die Anlage. Vier Jahre dauerte der Umbau und wurde letzten Sommer abgeschlossen. München zählt zu den weltweit zehn Flughäfen, die am besten mit Gepäck umgehen, wie Zahlen des Luftfahrt-Forschungsinstituts Skytrax besagen.
Der Trick, damit möglichst nichts verloren geht: Gleich nach dem Check-in, wenn der Koffer mit dem Gepäck-Code im Tunnel verschwindet, wird er in eine flache Wanne gekippt. „Hochzeit“ nennt man das. Beide bilden nun eine Einheit, von der Röntgenkontrolle bis zum Rundlauf vor dem Rollfeld. An jeder Wanne klebt ein Code, den Scanner entlang der Strecke lesen. Sie lotsen das Gepäck durch das lange Labyrinth. 22.000 Lichtschranken regulieren den Gepäckfluss, es gibt 500 Abzweigungen. 27.424 elektrische Antriebe bewegen die Transportbänder. Breite Kunststoffgurte und Gummirollen schieben die Wannen vorwärts. An manchen Stellen mit sieben Metern pro Sekunde (25 Stundenkilometer), das ploppt und flutscht.
Den Überblick hat die Leitwarte. Hier sieht es ein wenig aus wie bei „Raumschiff Enterprise“. Grün leuchtet das Streckennetz an der Wand. Kommt es zu Staus oder Störungen, wird automatisch eine Ausweichroute berechnet.
Der Entnahmerundlauf in der Abfertigung ist die letzte Station, bevor es raus aufs Rollfeld geht. Er ähnelt dem Band, das Reisende aus der Ankunftshalle kennen, nur etwas höher. Schließlich heben die Mitarbeiter hier nicht nur ein, zwei Koffer hoch wie die Touristen, sondern täglich mehrere Tonnen Gepäck. Letzte Kontrolle mit dem Scanner: Ist der Besitzer an Bord? Dann geht’s ab in den Flieger.
Auch wenn das Gepäck in guten Händen ist, eines sollte man beherzigen: Alte Codes vom letzten Urlaub immer entfernen. Denn sie verwirren selbst das beste Sortiersystem.