Tübingen. Wie geht eigentlich Innovation? aktiv fragt das Leute, die es wissen müssen: Und besucht in Tübingen den Werkzeughersteller Walter. Der Gründer Richard Walter hat in seiner Wirkungszeit über 200 Patente angemeldet. Mehr als 35 Prozent aller Werkzeuge, die Walter verkauft, sind erst in den vergangenen fünf Jahren auf den Markt gekommen.

Jürgen Daub leitet die Forschung und Entwicklung: „Wir bringen jedes Jahr mehr als 2.500 neue Artikel allein im Standard-Sortiment auf den Markt“, verdeutlicht er. „Dazu kommen noch die Sonderwerkzeuge. Das sind bauteilspezifische Spezial-Lösungen für außergewöhnliche und besonders komplexe Projekte.“

Walter hat Kunden in 80 Ländern der Welt

Schon seit 100 Jahren gibt es Werkzeuge von Walter. Kunden in rund 80 Ländern setzen sie zum hochpräzisen Zerspanen von Metall ein, in der Herstellung von Kurbelwellen, Motorenteilen, Landebeinträgern für die Flugzeug-Industrie, Bahnschienen, und, und, und.

Am Stammsitz arbeiten rund 600 der weltweit 3.500 Mitarbeiter. Etwa 130 von ihnen in der Entwicklung: Maschinenbautechniker und -ingenieure, dazu Spezialisten wie Werkstoffexperten. Sie feilen zum einen an der Geometrie der Werkzeuge. Zum anderen am „Schneidstoff“, sprich: der Material-Zusammensetzung.

Alles dreht sich um die „Standzeit“: Wie lange dauert es, bis Verschleiß auftritt?

Jörg Drobniewski leitet die Schneidstoff-Entwicklung. Er erklärt: „Vor allem in der Automobil- und Luftfahrt-Industrie kommen zunehmend komplexere Materialien und Superlegierungen zum Einsatz, die noch belastbarer sind.“

Umso höher sind die Anforderungen ans Werkzeug! Alles dreht sich um die „Standzeit“: Sie gibt an, wie lange ein Werkzeug durchhält, bis es verschlissen ist. So hat Walter etwa den Schneidstoff „Tiger•tec Gold“ entwickelt, dessen hoch verschleißresistente Beschichtung in einem von Walter selbst entwickelten Verfahren aufgebracht wird. „Damit haben wir die Standzeiten deutlich erhöht“, so Drobniewski.

Er betont: „Wir wollen schon wissen, was der Kunde braucht, bevor er damit zu uns kommt.“ Daher analysieren die Tübinger auch Marktumfragen und die Patent-Landschaft. Sie arbeiten mit Hochschulen und der Forschung zusammen. Ständig testen sie neue Werkstoffe.

„Manchmal führen solche Grundlagenforschungen auch in die Sackgasse“, so Drobniewski. „Aber so finden wir immer wieder einen Weg, um unseren Kunden weitere Produktivitätssteigerungen zu ermöglichen.“

Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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