Köln. Rund 8 Millionen infizierte Menschen, darunter auch US-Präsident Donald Trump (74), schon fast 220.000 Corona-Tote: Ausgerechnet das wirtschaftlich stärkste Land der Welt leidet am schwersten unter der Pandemie – die USA. Das liegt nicht zuletzt an Trumps miserablem Krisenmanagement. Nun stellt er sich als Kandidat der Republikaner zur Wiederwahl.

Gegenkandidat Joe Biden (77) von den Demokraten liegt in den Umfragen vorne. Würde sein Sieg am 3. November für Europa und Deutschland etwas ändern, zum Beispiel in der Handelspolitik oder beim Klimaschutz?

Die tiefe soziale Spaltung der USA zeigt sich nicht zuletzt am Gesundheitssystem

Zunächst ein Blick auf die immense Bedeutung der Vereinigten Staaten: Die 328 Millionen Einwohner erwirtschaften ein gutes Sechstel der globalen Wirtschaftsleistung, ähnlich viel wie China und wie die EU insgesamt. Die US-Währung dominiert: 61 Prozent aller Devisenreserven werden in Dollar gehalten. Beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf schafft die USA laut Weltbank-Statistik 65.000 Dollar im Jahr und damit weit mehr als alle anderen großen Staaten.

Rund 119 Milliarden Euro – so hoch war 2019 der Wert deutscher Exporte in die USA.

Was der Durchschnittswert nicht zeigt: Die US-Einkommen sind nach Steuern und Sozialtransfers viel ungleicher verteilt als hierzulande. Die tiefe soziale Spaltung lässt sich auch am Gesundheitssystem der USA ablesen, dessen Schwächen gerade während der Pandemie sichtbar wurden. Die Lebenserwartung von Neugeborenen ist mit 79 Jahren inzwischen zwei Jahre (!) niedriger als in Deutschland.

Trump lässt der Kimawandel kalt – Biden will die USA auf klimaneutralen Kurs bringen

Gut möglich, dass sich da mit Joe Biden als Präsident eine Menge ändern würde: Die Demokraten setzen generell mehr auf (sozial-)staatliches Handeln als die Republikaner.

Beim Klimaschutz ist der Kontrast sogar noch prägnanter. Trump hält gar nichts davon, den Klimawandel zu bekämpfen; er ist aus dem Pariser Abkommen ausgestiegen. Für Biden dagegen steht das Thema ganz oben auf der Agenda: Er möchte die USA auf klimaneutralen Kurs bringen. Bis 2050 netto keine Klimagase mehr auszustoßen – dabei sollen die Atomenergie helfen und die CO2-Speicherung.

Die Vereinigten Staaten sind Deutschlands bester Exportkunde – aber auch Biden tickt eher protektionistisch

Beim Außenhandel wiederum sollte sich Europa keine allzu großen Hoffnungen machen. Biden tickt ähnlich protektionistisch wie Trump. Das Geld der Steuerzahler „sollten wir verwenden, um amerikanische Produkte zu kaufen und amerikanische Arbeitsplätze zu unterstützen“, sagte Biden in einer Wahlkampfrede.

Immerhin: Joe Biden dürfte in Handelsfragen wohl eher mit der EU agieren als gegen sie – und bereit sein, sich an die Regeln der internationalen Handelsordnung zu halten. Donald Trump dagegen ist fast jedes Mittel recht, um das gigantische Außenhandelsdefizit der USA zu verkleinern. Dafür hat er seit Jahren Freund und Feind mit allen möglichen Zöllen überzogen: „Handelskriege sind leicht zu gewinnen“, glaubt der US-Präsident (die meisten Ökonomen sehen das völlig anders). Tatsächlich war das US-Defizit im Warenhandel 2019 größer als vor Trumps Amtsantritt 2016.

Ohne Corona hätte Trump seine wiederholten Zoll-Drohungen gegen europäische Autobauer wohl schon umgesetzt. So aber bleibt erstmal festzuhalten: Die USA waren im Vorjahr der größte Abnehmer deutscher Warenexporte. Für rund 119 Milliarden Euro kauften die Amis nach Angabe des Statistischen Bundesamts bei uns ein. Und mit Waren im Wert von rund 71 Milliarden Euro waren sie bei den Importen unser viertwichtigster Handelspartner.