Wenn Hans-Jörg Vollert in der Welt unterwegs ist, hat er besonders dafür ein Auge: Containerstapel. Schwere Lasten. Und die Systeme, mit denen sie bewegt werden. Denn er hat oft jede Menge Ideen im Kopf, wie man das besser machen könnte. Liegt in der Familie! Sein Großvater gründete vor 100 Jahren das Unternehmen Vollert Anlagenbau – heute ein weltweit gefragter Spezialist für Schwerlast-Intralogistik.
Im Bundesdurchschnitt erreichen laut einer Studie von Creditreform weniger als 2 Prozent aller Unternehmen ein Alter von 100 Jahren. „Ich bin stolz, dass wir das schaffen!“, sagt der Unternehmer aus Weinsberg im Gespräch mit aktiv. „Wir haben uns immer wieder neu erfunden, dank unserer engagierten Mitarbeiter.“ Apropos neu erfunden: Eine ganz neue Lösung von Vollert könnte dem Park-Chaos von Lkws ein Ende bereiten.
Der „TruckTower“. Das ist praktisch ein Hochregallager für Lkws. Vollert hat es gemeinsam mit dem Softwareunternehmen Abona und dem Antriebsspezialisten SEW entwickelt. Auf einer Fläche von fünf Schrägparkplätzen ist in dem Hochregallager Platz für bis zu 20 Lkws, die von einer Art Regalbediengerät übereinandergestapelt werden.
Heute kaum mehr vorstellbar, wie das Unternehmen angefangen hat: als kleine Schlosser-Werkstatt. Firmengründer Hermann Vollert wollte allerdings nicht nur Fahrräder reparieren und Türklinken fertigen. In ihm sprudelten Ideen, wie man schwere Arbeiten erleichtern könnte. Er entwickelte schon in den 1930er Jahren Weinberg-Seilbahnen, für die er Anfragen sogar aus Amerika bekam. Eine Neuheit reihte sich an die nächste. Heute machen Lösungen von Vollert in mehr als 80 Ländern Schweres leichter.
20 Tonnen schwere Teile schweben sanft durch die Lackierstraße
In der BMW-Welt in München holen zwei Regalbediengeräte von Vollert die Neuwagen aus einem Spezial-Hochregallager für Fahrzeuge und bringen sie in die sogenannte Premiere-Arena zur Abholung. Bei Liebherr in Kirchdorf lässt eine Anlage von Vollert bis zu 20 Tonnen schwere Hydraulikbagger-Teile wie schwerelos durch die Lackieranlage schweben. Und am Frankfurter Flughafen hat Vollert kürzlich ein Hochregallager mit zwei neuen, 28 Meter hohen Regalbediengeräten ausgestattet, damit Luftfracht noch schneller ein- und ausgelagert werden kann. Für Kunden in China hat Vollert zum Beispiel die weltweit größten Hochregallager für „Coils“ entwickelt und gebaut – so nennt man auf riesige Spulen aufgewickelte Metallbänder.
Das Familienunternehmen mit seinen insgesamt 330 Mitarbeitern liefert übrigens auch Rangier-Roboter – die bewegen zum Beispiel prall gefüllte Güterwaggons mühelos hin und her. Und Vollert baut außerdem auch ganze Anlagen für die Herstellung von Beton-Fertigteilen.
Die Erfahrung macht das Unternehmen krisenfest
„Dass wir so breit aufgestellt sind, macht uns relativ krisenfest“, erklärt Vollert. Und dazu trägt auch die Erfahrung bei: „Wir haben immerhin schon einige Kriege und Krisen erlebt und auch andere schwere Einschnitte.“ Zum Beispiel, als sein Großvater, der Firmengründer, bei einem Zugunglück ums Leben kam. „Mein Vater und mein Onkel führten dann den Betrieb weiter, mein Vater mit 13, mein Onkel mit 19 – zusammen mit meiner Großmutter.“
Der Unternehmer ist zuversichtlich, dass Vollert Anlagenbau auch in Zukunft erfolgreich sein wird – auch wenn die gegenwärtige weltwirtschaftliche Lage der Branche zu schaffen mache. „Unsere Geschichte gibt uns auch stets die Kraft, positiv nach vorn zu schauen.“

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Baden-Württemberg vor allem über die Chemieindustrie. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.
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