Heidenheim. In Dhading, Himalaja, kennt man ihn: Herwig Jantschik. Der Sozialberater vom Technologiekonzern Voith in Heidenheim an der Brenz hat neben seinem Job ein riesiges Hilfsprojekt auf die Beine gestellt. Zusammen mit seiner Frau Petra Pachner und Freunden gründete er den Verein „Zukunft für Nepal Ostwürttemberg“. Für die Einheimischen in der ärmlichen Region Nepals steht diese Organisation jetzt für Zukunft und Hoffnung.
Bei seinem letzten Besuch vor Ort kam sogar der Industrieminister Nepals. Viele Bürger, Helfer und Politiker hatten sich bereits versammelt. Sie feierten die Grundsteinlegung eines Gebäudes, das der Verein aus Ostwürttemberg gleichberechtigt mit nepalesischen Partnern in der schwer zugänglichen Bergregion errichtet: ihre künftige Ausbildungswerkstatt.
Jantschik ist ein einfühlsamer Mensch, der anderen helfen möchte. Deshalb hat er sich auch seinen Beruf ausgesucht: Für die Voith-Mitarbeiter am Hauptsitz in Heidenheim ist er Ansprechpartner, wann immer sie ein Problem haben. „In der Tiefe mitzubekommen, was andere bewegt, das fasziniert mich einfach“, beschreibt er.
Und warum ruft er in seiner Freizeit auch noch ein Nepal-Projekt ins Leben, bei dem sich inzwischen auch sein Arbeitgeber Voith engagiert? Jantschik holt erst einmal tief Luft. „Meine Frau und ich haben 2008 unsere Tochter aus dem Land adoptiert“, erzählt er dann und lächelt: „Damit hat alles angefangen.“ 2010 erfuhr er, dass in der Heimat seiner Tochter ein Waisenhaus vor der Schließung stand. Er und seine Frau krempelten die Ärmel hoch: „Entweder die Kinder stehen auf der Straße, oder wir bauen ein neues Waisenhaus!“
Daraus entstand ein ganzes Dorf, in dem heute 105 Kinder leben. Jantschik löste damit bei Voith eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Als Nepal 2015 von einem schweren Erdbeben mit 8.800 Todesopfern erschüttert wurde, stellten Belegschaft und Geschäftsführung eine Mammut-Hilfslieferung auf die Beine. Jantschik: „Auf dem Firmengelände haben wir Feldbetten, Medikamente und vieles mehr gesammelt.“ Ein 9,5-Tonnen-Container kam zusammen. „Ohne die Unterstützung von Voith wäre das nicht möglich gewesen“, sagt der Sozialpädagoge.
Auch mit seiner Vision einer Ausbildungswerkstatt stieß er bei der Geschäftsführung auf offene Ohren. Voith spendete Maschinen, integrierte das Nepal-Projekt in die Ausbildung. Nun veranstalten die Azubis zum Beispiel mal einen Benefiz-Kuchenverkauf. Oder sie halten einen Vortrag über Nepal – und lernen noch was dabei. Das ist wichtig: Gesellschaftliches Engagement hat bei Unternehmen einen ähnlich hohen Stellenwert wie Kostenreduktion und Wachstum. Das zeigt eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung unter 500 Führungskräften.
Vieles organisiert Jantschik zusammen mit einem Kollegen, dem Ingenieur Pawan Dhakal, der aus Nepal kommt und dort gerade seine Elternzeit verbringt. Beide arbeiten vor Ort mit der Sheshkant Foundation und sind dort auch im Vorstand, ebenso wie Ehefrau Pachner.
Jantschik fliegt inzwischen mehrmals im Jahr nach Nepal. Er widmet sich dem Hilfsprojekt mit einer unermüdlichen Energie. Denn: „Es geht darum, jungen Leuten dort eine Perspektive zu geben.“
Ein armes Land
Nepal (etwa 30 Millionen Einwohner) ist etwas größer als Griechenland und zählt mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von rund 700 Euro zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Bei einem schweren Erdbeben im Frühjahr 2015 starben 8.800 Menschen, 22.300 wurden verletzt. Noch heute kämpfen die Einheimischen mit den Folgen: Viele wohnen in provisorischen Hütten, zahlreiche Straßen sind unpassierbar.
Persönlich
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Als Sozialberater habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht.
Was reizt Sie am meisten?
Ich interessiere mich sehr für das, was Menschen erleben, und dafür, diese Prozesse in der Tiefe mitzubekommen.
Worauf kommt es an?
Man muss zum Beispiel offen und ehrlich sein und Einfühlungsvermögen haben.